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So machen Sie Einbrechern das Leben schwer

4. November 2020

Michael Wenzien vom Landeskriminalamt Hamburg kennt die besten Tipps

WALDDÖRFER/ALSTERTAL Genau 4466 Mal haben Einbrecher im vergangenen Jahr in Hamburg versucht, in Wohnungen und Häuser einzusteigen. Bei jedem zweiten Versuch scheiterten die Kriminellen mit Schraubendreher und Kufuß jedoch an den Türen und Fenstern. Das zeigt: „Es lohnt sich, in gute Sicherheitstechnik zu investieren“, sagt Michael Wenzien von der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle Hamburg. Er hat mit dem Heimat-Echo über das Nachrüsten von Türen und Fenstern gesprochen und erklärt, wie man sich verhält, wenn man einem Einbrecher begegnet.

Herr Wenzien, haben Einbrecher aktuell nicht schlechte Karten, weil viele Menschen im Homeoffice arbeiten? Zudem gibt es einen zweiten Lockdown, alle sind abends zu Hause…

Michael Wenzien: Das stimmt. Die Zeiten sind für Einbrecher nicht die besten. Man muss aber wissen, dass die Kriminellen jede noch so kleine Gelegenheit nutzen, um einzubrechen. Verlässt man für einen kurzen Einkauf Haus oder Wohnung, reicht ihnen dies schon aus, um einzusteigen. Es empfiehlt sich also, Türen und Fenster einbruchsicherer zu machen. Denn man kann jederzeit zum Opfer werden – in der Hamburger Innenstadt ebenso wie in den Walddörfern.

Auf was sollte man in Sachen Einbruchschutz achten? Wie viel Geld sollte man investieren?

Das hängt beispielsweise davon ab, ob man seine bisherigen Fenster und Türen nachrüsten möchte oder Neue anschafft. Wir empfehlen einbruchhemmende Türen mit der Widerstandsklasse RC2. Türblatt, Zarge, Schloss und Beschlag halten dabei rund 15 Minuten Hebelbewegungen Stand. Ein Einbrecher nimmt sich meist nicht mehr als drei Minuten Zeit, um Türen oder Fenster zu öffnen. Danach ist die Gefahr zu groß, entdeckt zu werden. Er gibt auf und zieht weiter. Rüstet man Türen nach, müssen Türblatt, Rahmen, Bänder, Schlösser, Beschläge und Schließbleche aufeinander abgestimmt sein. und fachgerecht eingebaut werden. Hier lohnt es sich auf jeden Fall, einen Fachbetrieb zu beauftragen. In unseren Beratungen, für die sich jeder anmelden kann, sprechen wir auch über Zusatzschlösser, Türspione, Videosprechanlagen, Fenstergitter, Rollläden, Alarmanlagen – eben alles, was das Haus oder die Wohnung sicherer macht (siehe Kasten).

Was kann man darüber hinaus noch schnell umsetzen?

Hilfreich sind Zeitschaltuhren, die mit Witz und Fantasie programmiert werden. Das heißt, dass das Licht zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Räumen an- und ausgeht und keine Regelmäßigkeit zu erkennen ist. Das durchschauen Kriminelle nämlich schnell.

Wie lange sind Nachrüstungen sicher. Bilden sich die Einbrecher nicht auch fort?

Nein! 70 Prozent aller Einbrecher wenden schnelle, rohe Gewalt an. Keiner macht sich die Mühe, die ausgeklügelte Sicherheitstechnik zu verstehen. Bei einem Einbruch muss es schnell gehen. Die Technik, die heute eingebaut wird, gibt Sicherheit für die nächsten 20 Jahre.

Wie sieht der typische Einbrecher aus?

Den Prototypen gibt es nicht. Es gibt Banden, die sich wochenweise ganze Straßenzüge vornehmen. Dann Einzeltäter, die das hauptberuflich machen und es gibt Gelegenheitstäter aus der Beschaffungskriminalität, die schnell Geld brauchen. Genau deshalb ist es auch eine Herausforderung, Taten aufzuklären.

Wie verhalte ich mich, wenn ich glaube, dass beim Nachbarn eingebrochen wird?

Ganz klar: Spielen Sie nicht den Helden und rufen Sie die 110. Wir kümmern uns! Wir sind auf aufmerksame Nachbarn angewiesen, denn wir können ja nicht überall sein. Sollte der Einbrecher ein harmloser Heizungsmonteur sein, sagen wir Guten Tag. Wird tatsächlich gerade eingebrochen, haben wir die Chance, einen Kriminellen festzunehmen.

Und was mache ich, wenn der Einbrecher in meiner eigenen Wohnung steht?

Machen Sie lautstark auf sich aufmerksam, rufen Sie, dass er sofort das Haus oder die Wohnung verlassen soll. Wichtig: Meiden Sie die persönliche Konfrontation und stellen Sie sich dem Einbrecher auf gar keinen Fall in den Weg. Er will flüchten – lassen Sie ihn laufen. Alles andere ist viel zu gefährlich. Fühlt sich der Dieb bedrängt, wird er schlimmstenfalls gewalttätig. Rufen Sie die 110! Wir kommen sofort,

Von Susanne Holz

Michael Wenzien vom Landeskriminalamt Hamburg zeigt, wie man Fenster sicherer machen kann
Michael Wenzien vom Landeskriminalamt Hamburg zeigt, wie man Fenster sicherer machen kann Foto: LKA

Last modified: 17. Dezember 2020

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