Willkommen in den Walddörfern und im Alstertal

Kein Kind bleibt zurück

26. Oktober 2022

Vorschuluntersuchungen für Viereinhalbjährige gestartet

ALSTERTAL/WALDDÖRFER Kein Kind zurücklassen: Nach diesem Grundsatz laden alle Hamburger Grundschulen derzeit die Viereinhalbjährigen zu „Vorstellungsgesprächen“ ein. Ziel der 2005 erstmals eingeführten Maßnahme ist es, die sprachlichen, motorischen und auch emotionalen Fähigkeiten jedes Kindes rechtzeitig vor der Einschulung zu ermitteln. Gibt es Defizite, greifen eine Reihe von Unterstützungsmaßnahmen.

Von Marius Leweke

Auf zur Schule! heißt es dieser Tage für alle Viereinhalbjährigen und ihre Eltern. Sie sind eingeladen, am Vorstellungsverfahren teilzunehmen. Das Heimat-Echo hat nachgefragt, was dabei auf den Nachwuchs zukommt.

Wer muss teilnehmen?
Alle Eltern in Hamburg müssen ihre Kinder eineinhalb Jahre vor der Einschulung in der für die Wohnadresse vorgesehenen Grundschule vorstellen, unabhängig davon, welche Grundschule das Kind später besuchen wird. Das ist im Hamburger Schulgesetz vorgeschrieben und gilt beispielsweise auch für Geflüchtete.

Wie läuft das Vorstellungsverfahren ab? Das ist unterschiedlich geregelt. Die Grundschule Islandstraße beispielsweise versammelt Kinder und Eltern zu einer gemeinsamen Einführung in der Aula. Die Kinder werden dann für die Vorstellung in Dreier-Gruppen mit jeweils zwei Lehrkräften aufgeteilt. „Wir gehen das Ganze spielerisch an“, sagt Carolin Hennig, Sonderpädagogin und Förderkoordinatorin. Balancieren, Ball fangen, malen, würfeln und zählen stehen auf dem Programm. „Dabei erkennen wir den Entwicklungsstand.“ Ganz oben steht dabei das Sprachverständnis. „Es wird sehr viel gesprochen“, so Hennig. „Dadurch lässt sich gut erkennen, ob Sprachförderung notwendig ist.“ Die Ergebnisse der Vorstellung werden dann individuell mit Eltern und Kindern erörtert.

Welche Maßnahmen stehen bei Defiziten an? Wenn die Sprachkenntnisse eines Kindes nicht ausreichen, um erfolgreich am Unterricht teilzunehmen, heißt es im Schulgesetz, ist es verpflichtet, im Jahr vor der Einschulung eine Vorschulklasse zu besuchen und an zusätzlichen Sprachfördermaßnahmen teilzunehmen. Das sind in der Regel vier Stunden zusätzlich pro Woche, verpflichtend. Erkennen die beobachtenden Lehrkräfte andere Defizite, geben sie den Eltern entsprechende Hinweise, etwa zur Stärkung von motorischen Fähigkeiten oder sozialen Kompetenzen. „Die meisten Eltern können die Fähigkeiten ihrer Kinder gut einschätzen“, sagt Sonderpädagogin Hennig. „Unangenehme Überraschungen kommen bei der Vorstellung der Viereinhalbjährigen so gut wie nie vor.“

Wie viele Kinder benötigen Sprachförderung? Derzeit sind in ganz Hamburg 20.000 Kinder zur Vorstellung eingeladen. In den vergangenen Jahren wurden mehr als 3.000 zum Besuch der Sprachförderkurse verpflichtet. Im Alstertal und den Walddörfern liegt die Quote entsprechend der Zusammensetzung der Bevölkerung niedriger, obwohl – bis auf eine – jede Grundschule Kinder mit Sprachförderbedarf unterrichtet. Nach der Vorstellung erhalten alle Viereinhalbjährigen das „Hamburger Geschichtenbuch“ der Kinderbuchautorin und Ehrenbürgerin Kirsten Boie geschenkt, das zum Lesen, Vorlesen und zum Schreiben animiert.

Die Autorin Kirsten Boie verschenkt das „Hamburger Geschichtenbuch“. Foto: Romanus Fuhrmann für Buchstart

Last modified: 26. Oktober 2022

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