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Gewalttätige Derbyzeit

19. Oktober 2022

Formsache – Die Sportkolumne von Sebastian Conrad

Eigentlich wollte ich in dieser Ausgabe eine kurze Zusammenfassung mit lokalem Bezug über das Stadtderby in der 2. Fußball-Bundesliga zwischen dem FC St. Pauli und dem HSV schreiben. Nach den gewaltsamen Szenen vor dem Anpfiff und einem Telefoninterview mit Thilo Marxsen, dem Pressesprecher der Polizei Hamburg, warf ich diese Planung über Bord.

Erst mal zu den Fakten: Das Derby musste von 1.445 Polizeikräften aus fünf Bundesländern gesichert werden. Vor dem Stadion standen Dutzende Polizeifahrzeuge sowie zwei Wasserwerfer und schon vor dem Anpfiff gab es bei Ausschreitungen zahlreiche Verletzte. Im Netz kursieren Bilder und Videos von vermeintlicher Polizeigewalt. Gegen einen Bundespolizisten wird ermittelt. Im Netz findet man wilde Beschimpfungen und Spekulationen und im Stadion feierten „Fans” mit hunderten Feuerwerkskörpern frühzeitig Silvester.

Ich frage mich, wie sich ein solches Desaster rechtfertigen lässt? Zurück bleiben überforderte Polizisten, überforderte Ordner, gewaltbereite Fangruppen, hohe Strafzahlungen der Vereine, verunsicherte Stadionbesucher und eine bundesweite Sicherheitsdiskussion. Derby hin oder her, eine solche Veranstaltung ist nicht zu rechtfertigen und darf in dieser Form niemals wieder stattfinden.

Fußball wurde übrigens auch noch gespielt: Die Gastgeber haben absolut verdient drei Tore geschossen sowie drei Punkte eingesammelt. Trotz der zuvorkommenden Kommunikation durch die Kollegen aus den Pressestellen (St. Pauli und Polizei), bleibt an diesem Abend ein fader Beigeschmack. Das ist nicht gut so!

So erreichen Sie mich: Sport@heimatecho.de

Last modified: 19. Oktober 2022

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