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Hamburg Bau: Hausbesitzer in Poppenbüttel wollen sich mit Sammelklage wehren

25. Januar 2023

Grund: Siedlung „Hamburg Bau ’78“ wurde unter Denkmalschutz gestellt

POPPENBÜTTEL Alle 221 Häuser der Siedlung Hamburg Bau in Poppenbüttel werden unter Denkmalschutz gestellt. Dagegen wehren sich die Besitzer, die einen Wertverlust ihres Eigentums nicht akzeptiert wollen. Auch die CDU-Opposition im Rathaus will die Aufhebung politisch durchsetzen. Das ist der Tenor der Informationsveranstaltung, zu der die CDU am 23. Januar eingeladen hatte.

Von Matthias Damm

Was war geschehen? Am 15. September 2022 bekamen alle 221 Hauseigentümer in der Siedlung Hamburg Bau ein Schreiben der Behörde für Kultur und Medien mit der Feststellung, dass ihre Immobilie ab sofort unter Denkmalschutz gestellt ist (das Heimat-Echo berichtete).


Keine informativen Vorgespräche

Informative Vorgespräche über die Konsequenzen durch so eine Unterdenkmalschutzstellung gab es seitens der Behörde nicht. Was auf den ersten Blick aussah wie „Wir wohnen jetzt in einem einzigartigen Ensemble“ stellte sich bei genauerem Hinsehen für die Eigentümer als Teilenteignung dar, so Manfred Boldt aus dem Garleff-Bindt-Weg: „Niemand hat mit uns vorher gesprochen, was das eigentlich für die Vermögenswerte bedeutet. De facto ist es nichts anderes als eine Enteignung, denn unser Haus kann ab sofort nur noch in Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt renoviert oder gar verändert werden. Das grenzt einen Käuferkreis stark ein und reduziert den Marktpreis erheblich.“

Wertverlust und die Konsequenzen

Manfred Boldt hat wie viele andere in der Siedlung sein Haus vor etlichen Jahren auch für die Altersvorsorge gekauft und fürchtet jetzt eine Abwertung von 20 bis 30 Prozent. Während die Behörde eine grundsätzliche Wertminderung nicht erkennen kann und die steuerlichen Vorteile bei Renovierungen hervorhebt, unterstützen erfahrene Immobilienmakler die Einschätzung des Eigentümers.

Welche Auswirkungen die Unterdenkmalschutzstellung alleine für den Innenbereich der Häuser hat, wurde in der Gesprächsrunde am 23. Januar unter anderem an zwei Beispielen deutlich.

Ein Hauseigentümer wollte eine marode Innentür erneuern, ein anderer eine neue Küche einbauen – beides ginge nur per Antrag beim Denkmalschutzamt, das dann entscheidet, wie Küche und Tür auszusehen haben. Zudem würden Kosten für den Antrag anfallen.

Mehr als 100 Anwohner des Hamburg Bau tauschten ihre Erfahrungen am vergangenen Montag aus. Einordnungen und Ratschläge kamen von einer Immobilienmaklerin und einem Bau- und Verwaltungs-Experten, tatkräftige Unterstützung durch eine Unterschriftensammlung wurde vom Bürgerverein Sasel-Poppenbüttel zugesagt.

Unterstützung für die Hausbesitzer gab es von Dennis Thering, CDU-Bürgerschaftsabgeordneter aus dem Alstertal und den Walddörfern. „Ich habe selten eine so zahlreich besuchte Veranstaltung erlebt und kann die Empörung der Betroffenen nur zu gut verstehen. Es geht hier ja nicht um ein historisches Bauwerk, sondern um eine ganze Siedlung mit 221 Eigentümern, denen über Nacht ihre Altersvorsorge um ein Drittel entzogen wurde. Wir werden zeitnah einen Bürgerschaftsantrag einbringen und fordern die Rücknahme der Unterdenkmalschutzstellung“, so Thering.

Manfred Boldt ergänzt: „Als Anwohner bedanken wir uns für die professionelle und informative Veranstaltung. Um jetzt zügig voranzukommen und schnell kommunizieren zu können, werden wir Anwohner uns organisieren und digital vernetzen. Um die Kosten für jeden erträglich zu halten, gehen wir mit anwaltlicher Beratung an die Vorbereitung einer Sammelklage gegen die Entscheidung des Denkmalschutzamtes.“

Hamburg Bau, Latekopweg, Poppenbüttel
Das Projekt Hamburg Bau erlaubte viele individuelle Bauprojekte wie hier am Latekopweg. Foto: K. Hesse

Last modified: 26. Januar 2023

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