Flüchtling Bashirullah Tanha wird Mechatroniker im Autohaus Heyn
VOLKSDORF Mit 16 flieht Bashirullah Tanha aus seinem Heimatland Afghanistan. Sein Mut und der unbedingte Wille, dem Krieg und der Aussichtslosigkeit in seinem Land zu entkommen und ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, haben ihn bis nach Volksdorf gebracht. Im Autohaus Heyn bekommt er einen Ausbildungsplatz zum Mechatroniker. Ein Glück für ihn – und seinen Chef Stefan Heyn.
Von Matthias Damm
Ich treffe Bashirullah Tanha in seinem Ausbildungsbetrieb im Vörn Barkholt in Volksdorf. Es ist Feierabend, und während sich die drei Gesellen auf den Heimweg machen, erzählt mir ein bestens gelaunter, angehender Mechatroniker in tadellosem Deutsch seine Lebensgeschichte. Acht Jahre ist es jetzt her, seit er sich auf die Flucht nach Europa machte. Seine noch junge Biografie reicht eigentlich für mehr als ein Leben: Aufgewachsen auf einem Bauernhof am Hindukusch, der Vater stirbt früh, Armut, Krieg und keine Aussicht auf Ausbildung. Er entschließt sich zur Flucht Richtung Europa: „Der Krieg, die Armut und die Aussichtslosigkeit in meinem Heimatland waren mein Antrieb, das Land zu verlassen. Ich war 16, und selbst, wenn ich irgendwie einen Schulabschluss und eine Ausbildung hätte machen können, wären die Aussichten auf einen Job, von dem ich leben könnte, fast gleich Null“, sagt er.
Technik auf dem Bauernhof gelernt
Bashirullah Tanha wächst auf einem kleinen Bauernhof am Hindukusch auf, hat großes technisches Verständnis und hilft schon als Junge bei der Reparatur des Treckers. Über einen Nachbarn, der Verwandte in Dubai hat, bekommt er als Teenager dort einen Job in einer Autoverwertung. Er lernt, aus welchen Teilen sich ein Auto zusammensetzt. Alles, was sich als Ersatzteil anbietet, wird im großen Stil vor allem nach Afrika verkauft. Der Betrieb baut eine Filiale in Tokio auf, auch dort ist er für einige Zeit aktiv. Dann läuft sein Visum ab, und es geht zurück in die Trostlosigkeit Afghanistans.
Für ihn ist das der Wendepunkt. Er will lernen, eine Ausbildung machen und für sich selbst sorgen können. „Nur die Flucht war der Ausweg. In einem Container mit Tierfutter ging es nach Bulgarien, weiter nach Österreich in ein Aufnahmelager in Wien. Ich wollte zu Verwandten nach England, habe mich aber dann wegen der besseren Bildungsmöglichkeiten für Deutschland entschieden.“ Er kauft ein Flixbus-Ticket, wird aufgegriffen, kommt in eine Flüchtlingsunterkunft in Berchtesgaden. Dieses Mal macht er sich mit dem Zug auf den Weg nach Hamburg. Das Ziel hat ihm ein Freund empfohlen, der in Tornesch lebt.
Autohaus Heyn, sein neues Zuhause
2015 beantragt er in Hamburg Asyl, kommt in eine Jugendwohnung in Eimsbüttel und wird von seiner Betreuerin wenig später adoptiert: „Jetzt konnte ich meinen Hauptschulabschluss machen, habe Deutschkurse besucht, viel Radio gehört und Zeitungen gelesen, um schneller mit der Sprache vertraut zu werden. 2018 bekam ich dann einen Ausbildungsplatz zum Mechatroniker bei VW Tiedtke, aber kurz darauf geht der Betrieb in die Insolvenz. Ich habe dann für einen Sicherheitsdienst und einen Parkettleger gearbeitet, aber mein Traum war, die Mechatroniker-Ausbildung wieder aufzunehmen.“
„Mein Bauchgefühl war richtig“
Er bewirbt sich bei vielen Betrieben, unter anderem auch beim Autohaus Heyn, wo er kurze Zeit später mit seinem Auto zum Ölwechsel vorfährt. Man kommt ins Gespräch und Geschäftsführer Stefan Heyn bietet dem jungen Mann den gewünschten Ausbildungsplatz an: „Mein Bauchgefühl hat mir gesagt, dass Bashirullah der Richtige ist – und ich wurde nicht enttäuscht. Wir hatten schnell einen Draht zueinander, der Bursche meint es ernst, er will lernen, diese Ausbildung gut abschließen und fragt auch, was er über die tägliche Arbeit hinaus noch machen kann.“
„Dieser Betrieb ist mein zweites Zuhause“, sagt Bashirullah Tanha, „ich bin ein glücklicher Mensch!“ Seine duale Ausbildung endet 2023 mit einem Neuanfang: „Bashirullah hat bei mir eine Festanstellung sicher, er muss nur ja sagen“, so Stefan Heyn.
Last modified: 19. Januar 2022