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Vor 50 Jahren: Erstes Opfer der RAF in Poppenbüttel ermordet

21. Oktober 2021

Der Hamburger Polizist Norbert Schmid starb vor 50 Jahren im Einsatz

POPPENBÜTTEL Rote Armee Fraktion (RAF) nannte sich von den 1970er- bis in die 1990er- Jahre eine linksextremistische, terroristische Vereinigung mit dem Ziel, das politische System in Deutschland mit Gewalt zu verändern. Über dreißig Morde, Entführungen, Geiselnahmen, Banküberfälle und Sprengstoffattentate gehen auf ihr Konto. Der Poppenbütteler Polizist Norbert Schmid war das erste Opfer der RAF. Er starb vor 50 Jahren, am 22. Oktober 1971.

Von Matthias Damm

Die Ereignisse vor 50 Jahren erscheinen wie der Plot zu einem Tatort-Krimi. Tatsächlich wurden sie zur brutalen Realität durch die RAF, die ein Jahr zuvor noch verharmlosend Baader-Meinhof-Bande genannt wurde. Presseberichten und der Erzählung eines ehemaligen Hamburger Kriminalkommissars nach hat sich die Tat in der routinemäßig begonnenen Nachtschicht vom 21. auf den 22. Oktober 1971 nicht angedeutet: Norbert Schmid und sein Kollege Heinz Lemke beobachten als Zivilfahnder am Polizeirevier in Poppenbüttel von ihrem Auto aus die Lage rund um das ein Jahr zuvor eröffnete Alstertal Einkaufszentrum.

Mitglied der Baader-Meinhof-Bande

Unter den Fahrgästen der letzten ankommenden S-Bahn fällt ihnen eine junge Frau auf, die zunächst in einer Gartenanlage am Heegbarg verschwindet und kurze Zeit später aus der Tiefgarage des AEZ auftaucht. Das kommt den beiden Beamten verdächtig vor, es hatte in den letzten Wochen eine Reihe von Einbrüchen gegeben. Sie folgen der Frau Richtung Saseler Damm und wissen nicht, dass es sich um Margit Schiller handelt, gesuchtes Mitglied der „Baader-Meinhof-Bande“. Ebenfalls aus der AEZ-Tiefgarage kommen ein Mann und eine Frau, die ebenfalls Richtung Saseler Damm gehen. Die beiden Fahnder beschließen, die Frau zu überprüfen, fordern sie mit „Halt, Polizei!“ zum Stehenbleiben auf. Margit Schiller läuft weg, Norbert Schmid und Heinz Lemke hinterher. Auch das Paar rennt in dieselbe Richtung, Heinz Lemke, wenige Meter hinter seinem Kollegen, denkt: „Die wollen uns helfen.“ Ein fataler Irrtum, denn Polizist Norbert Schmid, der Margit Schiller am Arm packen kann, ruft noch: „Die sind bewaffnet“ – was Heinz Lemke vermutlich das Leben rettet, er springt hinter einen Mauervorsprung. Schüsse fallen, Norbert Schmid ist schwer verletzt und stirbt noch am Tatort. Heinz Lemke wird am Bein getroffen, informiert das Revier, die größte Fahndungsaktion in Hamburg läuft an. Margit Schiller kann kurze Zeit später in einer Telefonzelle festgenommen werden. Das RAF-Paar flieht in eine Unterstützerwohnung am Heegbarg und wird später als Irmgard Möller und Gerhard Müller identifiziert. Wer wirklich geschossen hat, bleibt unklar. Vieles spricht für Gerhard Müller, der aber nicht für den Polizistenmord an Norbert Schmid sondern wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verurteilt wird. Es heißt, er hätte als Kronzeuge gegen andere RAF Mitglieder ausgesagt, im Gegenzug eine neue Identität bekommen und Deutschland verlassen.

Das Opfer wurde nur 32 Jahre alt

Norbert Schmid wurde nur 32 Jahre alt und hinterließ seine Frau mit zwei kleinen Kindern. Im Eingang des Polizeikommissariats 35 am Wentzelplatz erinnert ein Bild an den Polizisten, der Norbert-Schmid-Platz am Tegelsbarg in Hummelsbüttel wurde ihm zu Ehren benannt. Die Grabstätte des ermordeten Polizisten liegt auf dem Volksdorfer Waldfriedhof.

Der Norbert- Schmid-Platz erinnert in Hummelsbüttel an den Polizisten Norbert Schmid, der 1971 von der RAF ermordet wurde. Foto: Ajepbach

Last modified: 23. Oktober 2021

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