Willkommen in den Walddörfern und im Alstertal

„Zeit ist die Seele guten Brotes“

7. April 2021

Erfolgsautor Lutz Geißler und seine Lebensgefährtin planen Bäckerei in Sasel

SASEL Die Eröffnung einer kleinen Stadtteilbäckerei – diesen Traum wollen sich Bäckermeisterin Christina Weiß und „Brotpapst“ Lutz Geißler in Sasel erfüllen. Im Keller ihrer eigenen vier Wände. Sobald der Bauantrag bewilligt ist, beginnt der Umbau. Zu Weihnachten sollen die ersten Brote verkauft werden.

Von Anja Krenz

Während der Endphase seines Geologie-Studiums begann Lutz Geißler 2009, einen Blog zu schreiben. Der sollte mit Dingen gefüllt werden, die nichts mit seinem angestrebten Beruf zu tun hatten – „kunterbunte Themen von Kochen über Fotografie bis hin zu Kinorezensionen.“ Als er mitten im Diplom, als Ausgleich zu all der Theorie, mit dem Brotbacken anfing, veröffentlichte er dort erste Erfahrungen. Sein „Plötzblog“ stieß auf großes Interesse. Er erhielt daraufhin nicht nur Anfragen für Brotbackkurse, sondern auch für sein erstes Buch: Der Stuttgarter Ulmer Verlag verleitete ihn dazu, über seine neue Leidenschaft zu schreiben. Daraus wurde das „Brotbackbuch Nr. 1“, das 2013 erschien und mit über 100.000 verkauften Exemplaren mittlerweile ein Bestseller ist. Sechs weitere Brotbücher machten ihn zum mit Abstand erfolgreichsten Autor auf diesem Gebiet.

Lutz Geißler beim Brotbacken
Lutz Geißler brachte sich den Umgang mit Sauerteig selbst bei, mittlerweile ist er der Brotexperte schlechthin. Foto: Ulff Berger + Eugen Ulmer

Rezepte mit hoher Erfolgsquote

„Zum einen wuchs das generelle Interesse an ursprünglichen Lebensmitteln, zum anderen fanden die Leser meine Texte gut verständlich“, erklärt Geißler seinen Erfolg. Die Rezepte seien gut nachvollziehbar und ließen sich eins zu eins nachbacken mit relativ hoher Erfolgsquote. Dennoch arbeitete er fünf Jahre im Erzgebirge, seiner Heimat, als Geologe, bis er sich 2014 entschloss, komplett aufs Brot zu setzen. In den Medien, die vielfach über ihn berichteten, wird der 37-Jährige häufig als Brotguru, Brotexperte oder Brotpapst bezeichnet. Der Autodidakt bevorzugt den Begriff „Brotpädagoge“, denn die Vermittlung des althergebrachten Backens ist ihm ein wirkliches Anliegen. „Zeit ist die Seele guten Brotes“ ist sein Motto. Und dafür, so Geißler, sei im Bäckerhandwerk von heute vielfach kein Platz mehr. „Es geht um Effizienz – wie man möglichst viel Brot in kurzer Zeit zum Kunden bringen kann.“ In der Ausbildung lehre man nicht das Ideal, und Sauerteig sei nur noch ein Randthema. Bei ihm und seiner Lebensgefährtin Christina Weiß spielt dieser jedoch die Hauptrolle. „Mehl, Wasser, Salz und Zeit“ ist das Leitthema der künftigen „Brotkumpels“.

Lutz Geißler und seine Lebensgefährtin Christina Weiß
Zusammen mit Bäckermeisterin und Lebensgefährtin Christina Weiß möchte er nun im eigenen Haus eine Bäckerei eröffnen. Foto: Oliver Brachat

Zu zweit werden sie im Keller ihres Hauses vorwiegend Sauerteigbrot herstellen. Das „schnellste“ Brot brauche 16 Stunden – vom Teigansetzen bis in den Ofen, und auch ein Baguette „liege schon mal drei Tage, bevor es gebacken wird.“ Diese Geduld wird belohnt mit Geschmack und vor allem Bekömmlichkeit. Verwendet werden bei den „Brotkumpels“ beste Bio-Rohstoffe von ausgesuchten Bauern und Müllern. „Wir schauen uns unsere Lieferanten sehr genau an“, sagt Geißler. Im Mai rechnen er und seine Lebensgefährtin mit der Baugenehmigung für ihre Backstube im eigenen Haus. „Wir wollten da backen, wo wir leben“, sagt Geißler. Die Erklärung: Sieben Kinder im Alter von fünf bis 17 Jahren gehören zur Patchworkfamilie, und denen können sich die beiden widmen, während ihre Brote ruhen. Noch etwas für Menschen mit Brothunger und Wissensdurst: Der Name „Brotkumpels“ spielt nicht nur auf die Bergbauvergangenheit Geißlers an, das Wort ist abgeleitet von „Kumpane“. Und das bedeutet übersetzt: „mit Brot“!

brotkumpels
ploetzblog.de, brotkumpels.de, „Brotkumpels“,
voraussichtlich ab Weihnachten 2021,
Auf der Heide 22a in Sasel

Last modified: 7. April 2021

Comments are closed.