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Wenn Früchte auf Kräuter treffen

16. Dezember 2020

Marmeladen, handgemacht aus Poppenbüttel

POPPENBÜTTEL Im Sommer kommt man eher auf den Gedanken, aus frischem Obst schnell mal eine Marmelade zu kochen. In der dunklen Jahreshälfte greift man lieber ins Regal – oder wendet sich an Anja Krenz. Sie ist „Die Marmeladenköchin“ und bedient mit ihren Kompositionen aus Früchten und Kräutern eine Marktnische.

Von Matthias Damm

Der Wecker geht um 5 Uhr. Wenn viele sich noch ein paar Mal umdrehen, beginnt für Anja Krenz der Tag in ihrer kleinen, aber feinen Marmeladenküche. Schürze umbinden, Aufträge für den Tag prüfen, Zutaten bereitstellen und los geht‘s. Heute ist Gewürz-Zwetschge dran, 40 Gläser müssen am Vormittag für zwei Stammkunden fertig werden. „Zwei Jahre war ich ab 2017 auf Hamburger Wochenmärkten zu finden, unter anderem in Volksdorf. Inzwischen beliefere ich vor allem Stammkunden – ein neues Hotel in St. Georg, ein hochwertiges Feinkost-Versandhaus in der Hafencity, ein Café in Eppendorf, zwei Unverpackt-Läden in Ottensen und St. Pauli und jeden, der bei mir bestellt“, erzählt Anja Krenz, während es in der Küche mehr und mehr nach Zimt, Nelke und Sternanis duftet.

Der Start war ein Eisladen

Marmeladen hat sie nicht immer gekocht, ihr Lebensweg hatte mit Lukullischem eher weniger zu tun. Nach Abitur, Fremdsprachenschule und Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau wollte sie Schauspiel an der Stage School lernen. Daraus wurde nichts, „aber singen konnte ich schon immer“, sagt sie und wurde Mitglied bei der A-Cappella-Gruppe „Die Sirenen“, ein Fixpunkt der Schmidt-Show. Es folgten Plattenverträge, Auftritte als Gastsängerin unter anderem bei Michy Reincke und Joachim Witt, ein Volontariat bei Radio Hamburg mit Moderation zweier Single-Shows und sieben Jahre Wetter- und Verkehrsmoderatorin bei NDR 90,3. 2013 habe ich mit 47 Jahren dann zum ersten Mal im Leben Marmelade gekocht“ erzählt Anja Krenz, „das ging gut und ich dachte mir: Mach das doch professionell und verwirkliche gleichzeitig deinen Traum vom eigenen Café.“ Mit selbstgemachter Marmelade auf Butterstullen bewarb sie sich bei der Eisdiele „Eiszeit“, um in den Wintermonaten als Untermieterin dort ihre Kreationen zu verkaufen. Die Inhaberin war einverstanden und Anja Krenz beschaffte alles, was aus einem nüchternen Eisladen ein gemütliches Café machte. „Ich stellte zwölf Sorten Marmelade, vier Sorten „Frucht-Senf-Konfitüre“ und zwei Sorten Chutneys her, die sich erstaunlich gut verkauften. Nach drei Monaten räumte ich vertragsgemäß den Laden und wusste: Café-Betreiberin ist nicht mein Ding, aber die Marmeladen haben durchaus Marktchancen.“

Die Marmeladengläser werden in drei Größen angeboten
Foto: Matthias Damm

So beliebt die Fruchtaufstriche auch waren, so ernüchternd waren die Erfahrungen beim Aufbau einer eigenen Produktion. Ein Kochen in Wohnräumen erlaubt das Ordnungsamt nicht, die Ladenmieten in der City an Standorten mit Laufkundschaft würde das Geschäftsmodell nicht tragen. Die Lösung war, in das Haus der Großeltern in Poppenbüttel zu ziehen. Zusammen mit ihrem Mann baute sie den Keller getrennt vom Wohnraum zu einer feinen Küche aus und stieg 2017 mit ihren Marmeladen ins Wochenmarkt- und Online-Geschäft ein. „Zum Glück hatte ich viel gespart, denn die Investitionen waren erheblich, aber als Solo-Selbständige wollte ich es aus eigener Kraft schaffen.“ Erstaunlich, was da alles auf einen zukommt: Konzept und Liquiditätsplan bei der Handelskammer einreichen, um einen Gewerbeschein zu bekommen. Angaben über Rezepte, Preise, Glasgrößen vorlegen – bis zum Etikett, auf dem nicht nur die Nährstoffe korrekt stehen müssen: „Das Wort Fruchtaufstrich muss nach der Etikettenverordnung neben der Inhaltsmenge stehen, damit der Kunde gleichzeitig beides wahrnehmen kann.“ Die Gewürz-Zwetschge mit 78 Prozent Fruchtanteil, die heute abgefüllt wird, ist nur eine der vielen Kreationen, mit denen Anja Krenz eine Marktnische bedient: Aprikose-Rosmarin, Brombeere-Thymian oder Himbeere-Minze sind neben weiteren Kompositionen zusätzlich im Angebot. Sie produziert ohne Konservierungsstoffe, nimmt Citruspektin statt Gelierzucker und füllt in spezielle Sturzgläser, die man, wie sie sagt, mit dem Finger ausschlecken kann. Der Chefkoch eines großen Hotels wurde auf sie aufmerksam und orderte für das Frühstücksbuffet und den Hotelshop große Mengen. Ende 2019 hatte die Marmeladenköchin das Gefühl, wirtschaftlich langsam Fuß zu fassen. Dann kam Corona, und auch bei Anja Krenz rauschte im ersten Lockdown alles auf null. Jetzt geht es auf kleinerer Flamme weiter, und sie fasst nun neben kochender Marmelade wieder andere heiße Themen an. Als treue Leserinnen und Leser haben Sie es längst gemerkt: Die Marmeladenköchin ist auch Autorin für das im September neu gestartete Heimat-Echo!

www.diemarmeladenkoechin.de
Auf der Internetseite www.diemarmeladenkoechin.de finden Sie alle Angebote. Bestell-Anfragen bitte unter 040-50049515 oder 0176-96978686 oder anja@die marmeladenkoechin.de

Die Marmeladengläser werden in drei Größen angeboten
Foto: Matthias Damm

Last modified: 16. Dezember 2020

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