Christopher Ammann hat in Volksdorf seine eigene kleine Bühne
VOLKSDORF Christopher Ammann, gebürtiger Österreicher aus Kärnten, zog vor knapp drei Jahren in die Volksdorfer Rittmeisterkoppel. Seit Kurzem bietet er seine selbstgemachten Pizzen to go an. Sein ganz spezieller Foodtruck: ein Pferdeanhänger, den er in monatelanger Eigenarbeit selbst umgebaut hat. Vor zweieinhalb Wochen bezog er zum ersten Mal seinen Stellplatz direkt neben dem Café „Das Leben isst schön“. Seitdem wird in den Walddörfern „Neapolitanischer Genuss“ angeboten bei ChrissKrossPizza.
Zusätzlich zu seinem Beruf als Schauspieler, den er am Wiener Konservatorium erlernte, hat sich Christopher Ammann ein zweites Standbein mithilfe eines ausrangierten Pferdeanhängers aufgebaut. Diesen kaufte er vor einem Jahr. „Die Idee habe ich aus dem Internet“, gibt der 37-Jährige zu. Der Vorreiter, der in Portugal eine mobile Pizzabäckerei betreibt, stellte Fotos vom Ausbau seines Hängers ins Netz. „Die haben mir sehr geholfen bei der Aufteilung im Inneren – wo ist die Spüle, wo ist die Anrichte“, erzählt Ammann. Während er sich sein Konzept überlegte, Probepizzen backte und Hygienevorschriften studierte, überwinterte der Wagen geschützt auf einem Bauernhof auf Fehmarn. Ab März legte Ammann richtig los und ließ sich von versierten Freunden helfen. „Einer ist Tischler, ein anderer Elektriker. Mit einem Geigenbauer habe ich die Seitenwände herausgerissen und erneuert.“ Nur das Dach und das Chassis sind noch original, alles andere ist neu.
Eigenkreationen und ein Klassiker
„Meine Pizza ist einfach superlecker“, sagt Ammann – als Solounternehmer muss man schließlich vom eigenen Produkt absolut überzeugt sein. Das Besondere: „Mein Teig darf 24 Stunden ruhen. Das ist geschmacksintensiver und besser für die Verdauung.“ Das Pesto, das er für einige Kreationen nutzt, macht er selbst, und seine karamellisierten Balsamico-Zwiebeln dürfen eine Stunde auf dem Herd einköcheln. Vor dem Start im vergangenen Juni hat er sich genau angeschaut, was die Konkurrenz auf der Karte hat. „Daraufhin habe ich meine eigenen, spezielleren Sorten gestaltet.“ Fünf verschiedene Beläge offeriert Ammann, darunter natürlich auch der Klassiker „Margherita“. Bis Ende November gesellt sich außerdem die „Herbst-Pizza“ mit Kürbis hinzu. Dann folgt die Weihnachtspizza. Was im Frühling kommt, verrät er noch nicht. „Soll ja eine Überraschung sein“, lacht Ammann. „Süße Pizza kann ich auch, will ich aber nicht anbieten, solange ich hier neben ‚Das Leben isst schön‘ mit dem besten Kuchen Volksdorfs stehe.“ Mindestens bis zum Jahresende wird der mobile Pizzabäcker, den man auch für Veranstaltungen mieten kann, dort seinen festen Standort haben.
„Wo ist denn dein Pferd?“
Der Erfolg hat sich bereits eingestellt: „Die Kunden kommen wieder, und es spricht sich herum. Ich bin megahappy“, freut sich Ammann. Unter der Woche bereitet er Teig für 20 bis 30 Pizzen vor, fürs Wochenende wird die Menge verdoppelt. „Letzten Sonntag war ich um 16.45 Uhr ausverkauft!“ So darf es weitergehen für den Vater eines einjährigen Sohnes. Seine Frau Katrin, studierte Jazzsängerin, steuert zwar ihren Teil bei, indem sie (über dem Eichenkrug in der Schulkate) Unterricht in Popular-Gesang erteilt, doch es gilt, gemeinsam eine Familie zu ernähren. „Das hier ist jetzt mein Hauptjob, der uns über Wasser halten muss. Und ich mach’s gerne“, bekräftigt er.
Die Bretter, die die Welt bedeuten, vermisst er als Schauspieler sehr. „Aber der Wagen ist ja wie eine kleine Bühne. Statt des Vorhanges geht jetzt eben die Klappe auf.“ Während Ammann seine Teiglinge belegt und für zwei Minuten in die beiden gasbetriebenen, 450-Grad-heißen Pizzaöfen schiebt, liebt er es, mit den Kunden zu klönen. „Da kommt dann häufiger die Frage, wo denn mein Pferd sei. Meine Antwort: Da habe ich die Salami draus gemacht!“ Aber das ist selbstverständlich nur ein Scherz. Wenn er abends nach Hause kommt, stellt seine Frau manchmal fest: „Du warst zu nah am Ofen!“ Ammann lacht. „Das sieht sie daran, dass ich mir mal wieder einige Haare versengt habe…“
Von Anja Krenz
ChrissKrossPizza, Wiesenhöfen 7, bei erträglichem Wetter geöffnet Mi – Fr: 12 bis 14 Uhr und Sa/So: 12 bis 17 Uhr, Bar- und EC-Karten-Zahlung. Informationen und Vorbestellungen unter Tel. 0176-78742317
Last modified: 17. Dezember 2020