Die letzte Konferenz der Sportredaktion jetzt live im Echo-Talk erleben
HAMBURG Ein letztes Mal trafen sich die Sportredakteure des Heimat-Echo zu ihrer wöchentlichen Redaktionskonferenz. Im Echo-Talk blicken sie zurück auf bewegende Ereignisse, neue Angebote und interessante Erfahrungen. Gemeinsam ziehen die sportbegeisterten Journalisten ein Fazit, welches Sportvereinen und Aktiven Mut machen sollte.
Von Sebastian Conrad
Seit 66 Jahren ist der Lokalsport fester Bestandteil im Heimat-Echo. Am 11. November 2020 titelte die Wochenzeitung „Anpfiff für unsere Sportseite”. Hierbei ging es der neuen Sportredaktion um Torsten Neumann, Jonas Conrad und Sebastian Conrad – nach einer kleinen sportlichen Auszeit – in den vergangenen Jahren weniger um klassische Ergebnis-Berichterstattung als vielmehr um hintergründige Geschichten, besondere Menschen, Leistungen und Randsportarten. In 28 Monaten entstanden rund 120 Sport- und Sonderseiten, die deutlich gemacht haben, wie aktiv und sportlich die Menschen im Nordosten von Hamburg waren und bis heute sind.
Sebastian Conrad: Jonas, wie ging es Dir mit der Nachricht, dass am 1. März die letzte Ausgabe des Heimat-Echo erscheinen wird?
Jonas Conrad: Ich bin über meine redaktionelle Tätigkeit für das Heimat-Echo an meinen derzeitigen Job bei einer Sport- und Kommunikations-Agentur gekommen. Mein ganzes Leben dreht sich mittlerweile um den Sport. Nun soll am kommenden Mittwoch die letzte Ausgabe des Heimat-Echos erscheinen … (macht eine Pause). Dieser Schritt bestätigt den Wandel der Zeit, dass es Printmedien weiterhin schwer haben. Das macht mich traurig. Fakt ist, wenn es das Heimat-Echo nicht mehr gibt, wird etwas verloren gehen, obwohl das Interesse am Lokaljournalismus und insbesondere am Sport in unserer Region ausgesprochen groß ist.”
Torsten Neumann: Das kann ich nur bestätigen. Ich habe von vielen Leserinnen und Lesern, die oftmals als Sportlerinnen und Sportler bei uns stattgefunden haben, wöchentlich Rückmeldungen erhalten, dass sie mit der redaktionellen Qualität des Heimat-Echo sehr zufrieden sind. Ich kenne das Blatt noch aus meiner Zeit in Sasel, wo ich mehr als 20 Jahre gelebt habe und der Sport im Heimat-Echo immer mittwochs einen Platz in meinem Leben hatte. Um so mehr bedauere ich, dass wir jetzt die letzte Ausgabe produzieren. Das macht mich traurig!
Sebastian Conrad: Natürlich bin auch ich traurig über die Entscheidung und es gab in 2022 gemeinsame Rettungsversuche, um diesen Schritt abzuwenden. Man muss es ehrlich sagen, mit einer fünfstelligen Summe könnte man den Betrieb unserer Wochenzeitung zumindest für das laufende Jahr aufrechterhalten. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Gesellschafter zuletzt jeden Monat Verluste machten, die sie persönlich ausgleichen müssen. Mit Blick auf unsere nebenberufliche Arbeit, die wir mit Herzblut und aus Leidenschaft gemacht haben, möchte ich hervorheben, wie sportbegeistert die Menschen in unserem Verbreitungsgebiet sind. Die vielen Sportthemen und Impulse von außen waren stets ein Beleg dafür.
Torsten Neumann: Als Sport- und Lokalredakteur des Heimat-Echo konnte ich hinter die Kulissen des Lokalsports gucken. Ob Backgammon, Schach, BMX-Sport oder mein jüngstes Interview mit den neuen Hyrox-Europameistern aus Sasel, die Vielfalt unserer Arbeit ist beziehunsgweise war enorm. Insbesondere die Randsportarten haben es mir dabei angetan. Natürlich haben wir über den Ballsport in unserer Region geschrieben, aber die besonderen und überraschenden Themen haben oftmals die unbekannteren Sportarten hervorgebracht.
Jonas Conrad: Meine erste Akkreditierung habe ich als Redakteur des Heimat-Echo für die erste Runde im DFB-Pokal zwischen dem Walddörfer SV und dem FC Bayern München erhalten. Als junger Lokalredakteur saß ich neben den ganz Großen unserer Zunft, die bundesweit berichtet haben. Am Anfang war es für mich noch ungewohnt, mit Sportlern und Funktionären wöchentlich Hintergrundgespräche zu führen. In Zukunft wird mir das fehlen. Genauso wie die exotischen Vorort-Termine wie beispielsweise beim Minigolf. Damals erwarteten uns echte Minigolf-Experten, Bundesligaspieler und Weltrekorde. Das bleibt unvergessen.
Torsten Neumann: Ja, du sagst es Jonas. Wir haben eben nicht nur über Ergebnisse berichtet, sondern über Menschen, ihre Geschichten und besondere Hintergründe, die es gerade im regionalen und lokalen Sportumfeld immer noch gibt. Dabei spielt oftmals das Ehrenamt eine zentrale Rolle. Die Bandbreite des Lokaljournalismus ist diesbezüglich erstaunlich groß – und manchmal auch sehr lustig.
Sebastian Conrad: Stichwort lustig: Es hat mir immer viel Freude bereitet, wenn wir uns gegenseitig von unseren Interview-Terminen berichtet haben. Da musstest du, lieber Torsten, schon mal drei Stunden mit deinem Interviewpartner durch die Volksdorfer Teichwiesen wandern, um alle wichtigen Informationen für eine Geschichte zu bekommen. Und genau diese Entstehungsgeschichten sind es, die unsere Arbeit ausmachen und viel länger sind als 120 Zeilen in einer gedruckten Zeitung. Selbst in der Corona-Zeit gab es immer etwas zu berichten. In meiner Kolumne „Formsache” habe ich regelmäßig über die Hoffnung und Sorge unserer Sportvereine geschrieben. Mittlerweile können wir sagen, dass sich – trotz wirtschaftlicher Herausforderungen – die Hoffnung durchgesetzt hat. Gut so!
Torsten Neumann: Da fällt mir noch eine lustige Begebenheit ein: Damals schrieb ich eine Geschichte über das Wandern und im Text hieß es „kleine Restaurants liegen am Wegrand”. Leider hatte ich ein l zuviel eingefügt. Es hätte „keine Restaurants” heißen sollen. Kleiner Fehler, große Wirkung. Es gab zahlreiche Leserbriefe. Zum Glück stand die Chefredaktion immer hinter uns. Wo gehobelt wird, fallen eben auch Späne.
Sebastian Conrad: Abschließend möchte ich mich – in unserem gemeinsamen Namen – bei den vielen Kontaktpersonen, Sportlerinnen und Sportlern sowie ehrenamtlichen Funktionären bedanken, die uns jede Woche mit Informationen, neuen Themen und Ideen versorgt haben. Hinzu kam das regelmäßige Feedback der aufmerksamen Leserinnen und Leser, die für uns immer ein Ansporn waren, Woche für Woche neue Themen und Geschichten zu recherchieren. Sie waren und sind auch weiterhin der Beleg dafür, dass lokaler Sportjournalismus auch im Jahr 2023 funktioniert und Zukunft hat.
Das gesamte Gespräch gibt es hier im Echo-Talk
Last modified: 1. März 2023