Gemeinsam ist es schöner: Neues vom Volksdorfer Wohnprojekt Alstervogel e.V.
VOLKSDORF Das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt, dennoch wollen die Menschen weiterhin autark leben. Gleichzeitig wächst die Sehnsucht nach Zusammenhalt. In ganz Deutschland – auch in unserer Region – entstehen Wohnprojekte, schließen sich Menschen unterschiedlichen Alters mit ähnlichen Visionen und Zielen zusammen. Ein solidarisches Miteinander und soziales und ökologisches Engagement stehen dabei im Vordergrund.
Von Susanne Lorenz
„Das Interesse an Wohnprojekten ist enorm“, weiß Meike Büvenich, zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung trias. Die Stiftung unterstützt und fördert Konzepte des sozialen, ökologischen und nachhaltigen Zusammenlebens. „Grund für das Interesse ist auch, dass die Politik beginnt, umzudenken“, sagt Meike Büvenich. „Vielerorts werden innovative Wohnprojekte bereits gefördert. Das Bestreben geht weg vom Konzept Einfamilienhaus hin zu kreativeren Wohnformen“.
Ein Trend, der auch in unserer Region spürbar ist: In einem Umkreis von nur knapp 20 Kilometern der Heimat-Echo-Redaktion haben sich in sechs Wohnprojekten Singles, Paare und Familien zusammengeschlossen, die mehr als nur die Adresse teilen wollen. Der Volksdorfer Alstervogel e.V. ist eins von ihnen. Nach einer langen, abenteuerlichen Gründungs- und Entwicklungsphase – das Heimat-Echo berichtete – leben seit fast fünf Jahren 59 Erwachsene im Alter von 31 bis 81 Jahren und 25 Kinder im Alter von zwei bis elf Jahren in der rot geklinkerten, energieoptimierten Wohnanlage an der Steinreye.
Der Alstervogel e.V. zieht Bilanz
Das Heimat-Echo wollte wissen: Haben sich die Träume erfüllt? Was ist gut gelaufen, was war schwierig? Wie gestaltet sich das generationsübergreifende Zusammenleben?
Acht „Alstervögel“, alle 50 plus, haben sich zum Interview eingefunden. Alle stehen nach wie vor hinter dem Projekt – auch wenn nicht immer alles glatt ging. „Wir hatten einen großartigen Start“, erzählt Petra Hardtstock. „Wir haben gefeiert, Filmabende veranstaltet, Wanderungen gemacht und am Lagerfeuer zusammen gesungen…“ „Und dann kam Corona“, erinnert sich Stefan Fehlauer, Initiator des Wohnprojekts. „Das war ein riesiger Einschnitt. Die Maßnahmen standen in totalem Widerspruch zu unserem Konzept. Mit gemeinsamen Aktivitäten war es schlagartig vorbei, unsere Arbeitsgemeinschaften konnten nur noch per Zoom stattfinden, und das Plenum haben wir draußen abgehalten, mit Abstand…“ „Die Tendenz zum Rückzug, die man seit der Pandemie überall beobachten kann, ist auch bei uns noch spürbar,“ ergänzt Heiner Schoenen. „Aber jetzt nehmen wir die Fäden wieder auf.“ Das Leben in der Gemeinschaft normalisiert sich. Jung und Alt nehmen gemeinsam neue Projekte in Angriff: Der im letzten Sommer selbstgebaute Pizza-Ofen ist ein Gewinn, aktuell wird über ein Gewächshaus nachgedacht.
Aus Nachbarn werden Freunde
Die Kontakte zu den Anwohnern der umliegenden Straßen werden neu geknüpft, ein großes Sommerfest ist in Planung. Die Nachbarschaftshilfe klappt wie am Schnürchen: Wer nach Werkzeug oder einer helfenden Hand fragt, hat binnen Stundenfrist ein Angebot. Und: „Trotz aller Schwierigkeiten haben sich die Beziehungen während der Corona-Zeit vertieft, und aus einigen Nachbarn sind Freunde geworden“, freut sich Heiner Schoenen. Die unterschiedlichen Lebenswelten von Jung und Alt sind nicht immer leicht zu vereinbaren. „Für Gesprächsrunden und Planung haben die Älteren mehr Zeit“, sagt Stefan Fehlauer. „Aber wenn es praktisch wird, packen alle mit an. Auch Abstimmungsprozesse gestalten sich oft langwierig. „Man muss Geduld haben“, weiß Petra Hardtstock. „Prozesse dauern in der Gemeinschaft länger, weil sich die Geister bei so manchem Projekt scheiden. Aber wir wollen alle mitnehmen, deshalb geben wir den Dingen Zeit, sich zu entwickeln.“
Jung und Alt leben in Gemeinschaft
Wie stehen die „Alstervögel“ heute zu ihrer Entscheidung für das Projekt? „Die Mischung von Jung und Alt ist toll“, sagt Christa Sparmann. „Und ich schätze es, dass man Kontakt haben, sich aber auch zurückziehen kann.“ „Menschen um mich zu haben und das Geben und Nehmen machen mich froh“, ergänzt Katharina Zymalkowski. Und Petra Hardtstock bringt es auf den Punkt: „Ich habe meine Entscheidung keinen Tag bereut, ich bin hier zu Hause.“
Wohnprojekt gesucht? Oder selbst eins gründen?
Info unter
• wohnprojekte-portal.de
• stiftung-trias.de
• verein-fgw-ev.de
• bring-together.de
Wohnprojekte in der Region
• Dorfgemeinschaft Allmende
• Wohnprojekt „Wilde Rosen“,
• „Bornseck“
(alle drei in Ahrensburg/Wulfsdorf)
• Alstervogel e.V. (Volksdorf)
• Wohngemeinschaft „Am Krögen“ (Bargteheide)
• „Mensch und Tier in Gemeinschaft“ (M.u.T.i.G) (Kayhude)
Last modified: 22. Februar 2023