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„Hinter jeder Kurve könnte die Welt zu Ende sein“

4. Januar 2023

Junger Bergstedter auf Offroad-Tour

BERGSTEDT Allein mit seinem Land Rover von Hamburg nach Georgien: Diesen Traum erfüllte sich 2022 der Bergstedter Claas Heinemann. Jetzt war der 24-jährige über Weihnachten zu Haus und hat dem Heimat-Echo von seinem Abenteuer berichtet, das 2023 weitergehen wird.

Von Marius Leweke

Den Bachelor erfolgreich geschafft und nun ab in die Freiheit: Seit Juni vergangenen Jahres ist Claas Heinemann mit seinem Land Rover, Typ Defender 110 in der langen Version, unterwegs. Von Bergstedt zum Bodensee, durch Bosnien, Albanien und die Türkei bis nach Georgien und zurück nach Griechenland führte die Tour bisher. Auf kleinen bis kleinsten Straßen, an einsame Küsten und über hohe Pässe. „In Georgien war ich auf dem höchsten befahrbaren Pass im Kaukasus“, erzählt Claas Heinemann. Die Strecke von Pshaveli nach Omalo über den 2826 Meter hohen Abano zählt zu den zehn gefährlichsten Straßen der Welt – einspurig, ohne Leitplanken zum Abgrund. „Man hat das Gefühl hinter jeder Kurve könnte die Welt zu Ende sein.“ Acht Stunden hat er für die 74 Kilometer gebraucht – inklusive der Begegnung mit sechs großen Viehherden.

Abano-Pass Kaukasus
Durch den Kaukasus führt eine der gefährlichsten Straßen der Welt auf den fast 3000 Meter hohen Abano-Pass. Foto: heinemann

„Immer freundlich empfangen“

Unterwegs wohnt der junge Weltenbummler in seinem Land Rover, den er selbst zum Reisemobil ausgebaut hat. Zum Zubehör gehören Wasseraufbereitung, Sandbleche und Dieselkocher. „Am liebsten schlafe ich im Dachzelt.“ Bei Kälte und Wind sei es allerdings im ausgebauten Wagen-Fonds gemütlicher. Sicherheitsbedenken hat er nicht, auch wenn er den Land Rover nachts immer auf freier Fläche und mit der Möglichkeit, schnell wegzufahren abstellt. „Ich hatte keinerlei negative Begegnungen mit Einheimischen“, erzählt er. Im Gegenteil: „Die meisten Menschen freuen sich, dass ich ihr Land besuche und mich für Landschaft und Kultur interessiere.“ Gerade in Ländern wie Albanien, Georgien und der Türkei sei die Gastfreundschaft sehr groß gewesen.
Für Gesellschaft sorgten auf der Solo-Tour nicht nur die Einheimischen: Auf den Pisten abseits der großen Straßen sind eine ganze Reihe Gleichgesinnter unterwegs. „Es gibt fast eine Gemeinde von Offroadern, die sich bei Bedarf auch mal gegenseitig unterstützen.“ Einmal habe ihm ein anderer Geländewagenfahrer sogar mit der Seilwinde aus der Klemme geholfen, berichtet Claas Heinemann. Interessant auch: Gedruckte Karten sind kaum noch notwendig. „Ich verlasse mich eher auf digitale Karten wie Google Maps, die sind aktueller und genauer.“

Von Bergstedt durch den Balkan nach Georgien. Foto: Heinemann

Nächstes Ziel Tunesien

Über den Jahreswechsel hat Claas Heinemann seinen Land Rover im griechischen Thessaloniki stehen lassen. In den nächsten Tagen geht es zurück zu „Bruno“, wie er sein nahezu gleichaltriges Auto getauft hat. Bruno hat neue Stoßdämpfer und eine kleine Wellnesskur erhalten, ehe es weiter geht. In Sachen Automechanik ist Fahrer Claas, der technische Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Marketing studiert hat, Autodidakt. „Ich habe mir Youtube-Videos angesehen und schaue den Leuten in der Werkstatt genau über die Schulter.“ Bisher hat Bruno neue Steckachsen, Kreuzgelenke an der Kardanwelle und drei Paar Stoßdämpfer gebraucht. „Das ist für ein bald 24 Jahre altes Auto okay“, findet sein Besitzer, der auch schon mal acht Tage auf Ersatzteile gewartet hat.
Von Griechenland aus geht es mit dem Schiff erst nach Italien, dann weiter in die Wüste, nach Tunesien. Im Sommer 2023 will Claas Heinemann dann wieder zurück sein und im Herbst, um viele Erfahrungen reicher, sein Masterstudium aufzunehmen. Bilder und Berichte von der Reise postet er laufend aktualisiert unter @overlanding.Bruno bei Instagram.

Begegnung in der Türkei: Claas Heinemann (24) mit seinem Land Rover Defender Baujahr 1999 in Kappadokien. Foto: C. Heinemann
Foto: C. Heinemann

Last modified: 30. Januar 2023

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