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Kirche am Rockenhof ist ein teurer Sanierungsfall

21. September 2022

Feuchtschäden müssen für rund 800.000 Euro behoben werden

VOLKSDORF Die Kirche am Rockenhof ist ein Sanierungsfall. Gerade einmal 70 Jahre nach Fertigstellung sind umfangreiche Arbeiten zur Instandsetzung der Südseite des Gotteshauses notwendig. Um zumindest einen Teil der geschätzten 700.000 bis 800.000 Euro teuren Sanierung zu refinanzieren, hat die Gemeinde eine Spendenaktion gestartet.

Von Marius Leweke

„Angesichts der erheblichen Schäden besteht Handlungsbedarf“, sagt Peter-Christian Ochs vom Bauausschuss des Kirchengemeinderates. In den vergangenen 70 Jahren hat sich im Mauerwerk an der Südseite des Gotteshauses Feuchtigkeit gesammelt, die auch im Kircheninneren bereits zu sehen ist. Grund für die Feuchteschäden ist das damals benutzte Baumaterial. Die Ziegelsteine, mit denen die Stahlbetonkonstruktion verkleidet wurde, nehmen zu viel Wasser auf, von außen durch Risse und Abplatzungen deutlich zu erkennen. Dieses Wasser dringt nicht nur bis zu den Innenwänden vor, sondern lässt auch den Stahl in den Wänden rosten. Denn zu Beginn der 50er-Jahre wurde normaler Stahl eingesetzt und nicht, wie heute üblich, nicht rostender Edelstahl. „Hätte man die Erfahrung von heute, wäre das alles nicht passiert“, bilanziert Kirchengemeinderatsmitglied Ochs, der von Beruf Bauingenieur ist.

Klinkersteine sind porös

Jetzt wird ab nächstem Frühjahr an der kompletten Südseite die äußere Hülle freigelegt. Die porösen Klinkersteine werden durch neue, wasserundurchlässige Steine ersetzt. Zudem muss das dahinter liegende Tragwerk ebenfalls ertüchtigt werden. „Wir lassen Edelstahlträger einbauen“, erläutert Peter-Christian Ochs, der guter Dinge ist, damit das Feuchtigkeitsproblem langfristig zu beheben.

Dauer der Bauarbeiten ungewiss

Wie lange die Bauarbeiten dauern, steht noch nicht fest. Klar ist aber, dass die Gemeinde die Kirche für Gottesdienste weiter offenhalten will. „Sollten es die Baumaßnahmen erforderlich machen, werden wir nach St. Gabriel ausweichen“, sagt Carsten Garberding vom Kirchengemeinderat.
Um die Finanzierung der Baumaßnahmen zu unterstützen, hat der Kirchengemeinderat jetzt zum Spenden aufgerufen. Ein neu gebildetes Fundraising-Team wird zudem nach weiteren Möglichkeiten suchen, Geld für die Sanierung zu sammeln.

Die Ziegelsteine nehmen zu viel Wasser auf. Foto: Leweke

Laut dem bereits mit einem Architekturbüro und der Denkmalschutzbehörde abgestimmten und beauftragten Konzept kostet die Sanierung Stand jetzt bis zu 800.000 Euro. „Das ist eine ganz schön große Aufgabe, die wir hier vor uns haben“, sagt Carsten Garberding, Vorsitzender des Finanzausschusses im Kirchengemeinderat. Zwar sei die Finanzierung des Vorhabens durch entsprechende Rücklagen grundsätzlich gesichert. Dennoch können Spenden und weitere Beiträge helfen, die Belastung der Gemeindekasse geringer zu halten.

70 Jahre Kirche am Rockenhof

Den 70. Geburtstag „ihrer“ Kirche am Rockenhof feiert die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Volksdorf am 2. Oktober ab 15 Uhr mit einem Festgottesdienst, den Pröpstin Isa Lübbers leiten wird. Anschließend besteht die Gelegenheit, sich beim Empfang und geselligen Beisammensein auszutauschen. Mehr über Kirche und Gemeinde erfahren Interessierte am 16. Oktober. Im Predigtgottesdienst ab 11.15 Uhr spricht der emeritierte Propst Helmer Christoph Lehmann zum Thema „Die Bedeutung der Kirche am Rockenhof“. Das 20-jährige Jubiläum der Mühleisen-Orgel steht am 13. November um 18 Uhr an, wenn Volkmar Zehner, ehemaliger Kantor und Organist am Rockenhof, bei freiem Eintritt aufspielt. Zehner hatte 2002 die neue Orgel mit ausgewählt.

Vor 70 Jahren …
… feierten die Volksdorfer Protestanten den Erntedanksonntag und die Weihe der Kirche am Rockenhof. Die Planungen für das erste evangelische Gotteshaus im Stadtteil gehen auf das Jahr 1935 zurück. Damals erhielt die Gemeinde allerdings keine Baugenehmigung, weil der Gemeindepastor und spätere Propst Peter Hansen Petersen „nicht durch glühende Begeisterung für das Nazi-Regime auffiel“. Deshalb konnte die Kirche erst nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet werden – weitgehend nach den ursprünglichen Plänen des Volksdorfer Architekten Walter Ahrendt. Der Bau ist stilistisch an die Gotik angelehnt.

Foto: Marius Leweke

Last modified: 20. September 2022

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