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Er begrünt den Hamburger Bunker

20. Juli 2022

Heiligengeistfeld: Poppenbütteler Firma ganz oben dabei

POPPENBÜTTEL/ST.PAULI Es ist ein spektakuläres Projekt, das zu Hamburgs neuem Wahrzeichen heranwächst: Der Bunker am Heiligengeistfeld wird um fünf rundum begrünte Geschosse erweitert. Über den Dächern der Hansestadt entstehen so rund 7.600 Quadratmeter Grün- und Gemeinschaftsflächen. Für das üppige Grün ist die Poppenbütteler Firma Klaus Hildebrandt Garten- und Landschaftsbau verantwortlich.

Von Matthias Damm

Die Vorarbeiten für die Begrünung laufen auf Hochtouren, ab August wird gepflanzt, noch in diesem Jahr soll alles fertig sein. Mit dem ratternden Baufahrstuhl geht es an der Außenwand des Bunkers hoch auf die ursprüngliche Dachebene des Flakturms in 38 Meter Höhe. Ab hier bilden die fünf neuen, pyramidenartigen Stockwerke das neue Gesicht des Betonkolosses mit seinen vier Meter dicken Außenwänden. Täglicher Arbeitsweg für Tim Eddelbüttel, der für die Poppenbütteler Firma Klaus Hildebrandt Garten- und Landschaftsbau die Begrünung koordiniert.
„An den Außenwandstützen kann man schon gut erkennen, wie sich der 300 Meter lange und fünf Meter breite Bergpfad für die Besucher rund um den Bunker in die Höhe schraubt. Der wird von uns ebenso begrünt, wie die Flächen vor den Hotelbalkonen und den anderen Stockwerken, bis rauf zum Dachgarten. Dazu kommen noch etwa 1.400 Quadratmeter Kletterpflanzen, für die wir jetzt schon fast alle Rankhilfen an den Wänden angebracht haben“, erklärt er.

Tim Eddelbüttel an seinem Arbeitsplatz
Von seinem Arbeitsplatz aus hat Tim Eddelbüttel eine fantastische Sicht über Hamburg. Ab Ende August wird der Bunker bepflanzt, aktuell laufen noch Vorarbeiten. Foto: M. Damm

Wenn es Ende August ans Pflanzen geht, wird Tim Eddelbüttel von 30 Kollegen vor Ort unterstützt. 4.700 meist immergrüne und zum Teil schon meterhohe Bäume, Sträucher, Hecken und Kletterpflanzen werden gesetzt, sie stehen in der Hamburger Baumschule Lorenz von Ehren bereit. „Es sind sorgfältig ausgewählte Pflanzenarten, die ursprünglich vor allem im nordeuropäischen und alpinen Raum beheimatet sind und Frost, Hitze und Sturm in mehr als 50 Meter Höhe aushalten“, so Frank Schulze, Sprecher des Bunkerprojekts. Unter anderen werden Obstbäume, Strauch-Waldkiefern, Felsenbirnen, Zoeschener Ahorn, Lorbeer-Kirsche, Stechpalme, Feldahorn, Efeu und Rosenstöcke gepflanzt.

Hier muss alles Hand in Hand laufen

Damit alles wächst, ist Substrat als Nährboden vorgesehen. „Den pumpen wir mit Spezialfahrzeugen von der Straßenebene an die Pflanzplätze. Teilweise wird der etwa einen Meter hoch aufgebracht, damit die Bäume genügend Halt und Platz für die Wurzeln finden“, so Eddelbüttel. „Logistisch muss alles Hand in Hand ablaufen, denn schon bei mäßig starkem Wind können die riesigen Kräne die 30 Tonnen schweren Bergpfadsegmente nicht gefahrlos auf die Träger heben.“
Wenn Hamburgs neues Wahrzeichen fertig bepflanzt ist, wird sich ein Landschaftsgärtnerteam mit Industriekletterern regelmäßig um die Pflege des neuen Stadtgartens in luftiger Höhe kümmern. Ein nachhaltiges, temperaturgesteuertes Be- und Entwässerungskonzept nutzt mit einem kaskadenartigen System das Regenwasser, bringt es in wabenartige Matten mit Vliesen und Dochten und reduziert so die Regenwassermenge, die normalerweise ins öffentliche Siel fließen würde, um gut 75 Prozent.
Noch in diesem Jahr soll der Grüne Bunker St. Pauli fertig werden. Dann bietet er neben einem fantastischen Blick über ganz Hamburg auch ein Hotel, Räume für Stadtteilkultur, Ausstellungsflächen, Urban-Gardening-Möglichkeiten und Unterkünfte für Stipendiaten und Künstler. Eine moderne Dreifeldhalle steht für Schulsport und Veranstaltungen zur Verfügung, Partys und Live-Musik bietet der Musikclub „Uebel & Gefährlich“. Zum ersten Mal erhält der Bunker einen Gedenk- und Informationsort. Die Nachbarschaftsinitiative Hilldegarden e.V. erinnert n die Opfer des NS-Regimes und des Zweiten Weltkriegs.“

Auf weltweit großes Interesse stößt der Einfluss der Bepflanzung auf das Mikroklima im Viertel. Dafür werden mit der TU Berlin fünf Jahre lang wissenschaftliche Daten erhoben. Spannend!

Der Hamburger Bunker am Heiligengeistfeld
So wird der Bunker am Ende aussehen. Ein grüner Hingucker und eine Oase in der Innenstadt. Foto: Planungsbüro Bunker / Matzen Immobilien

Last modified: 21. Juli 2022

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