Willkommen in den Walddörfern und im Alstertal

Ob Zirkus oder Sportverein – Energiepreise treffen alle

19. Oktober 2022

Unternehmer aus unserer Region sind kreativ, um nicht in die Knie zu gehen

WALDDÖRFER/ALSTERTAL Steigende Kosten für Gas und Strom stellen sowohl Unternehmer als auch Bürger vor große Herausforderungen. Doch beim Blick auf saftige Rechnungen den Laden einfach dicht machen? Das kommt für Unternehmer aus unserer Region nicht infrage.

Von Stephanie Rutke

Die Energiekosten steigen immer weiter, der Strompreis befindet sich auf Rekordniveau. Ähnlich sieht es beim Gas aus: Auch hier befinden sich die Preise auf Höchststand und die künftige Entwicklung ist schwer vorauszusagen. Wer jetzt Post von seinem Energieversorger öffnet, ahnt nichts Gutes. Unternehmer, Sportvereine und Kulturbetriebe stellt die Situation vor große Herausforderungen: Wie teuer können die Waren verkauft werden? Welche Preissteigerungen akzeptieren die Kunden und wo wird zuerst gespart? Wie weit lässt sich die Raumtemperatur im Theatersaal oder Vortragsraum absenken? All diese Gedanken und viele weitere machen sich auch Unternehmer aus unserer Region.
Was bei den vielen Gesprächen, die das Heimat-Echo mit Betroffenen geführt hat, schnell klar wird: Statt zu jammern, suchen die Firmenchefs und Verantwortlichen nach Lösungen und machen das Beste aus der Situation. An dem, was man sich jahrelang aufgebaut hat, hängt das Herz.

In der Krise zählen pfiffige Ideen

Die Gärtnerei setzt auf neue Technik und spart durch ein ausgeklügeltes Klimasystem 20 Prozent Energie ein. Im Sasel-Haus werden die Räume nach Bedarf geheizt und auch Fernseh-Melle hat mit LED-Lampen alle Sparmöglichkeiten ausgereizt. Trotz der Krise wird Genuss dennoch groß geschrieben. Im Wiener Kaffeehaus in Volksdorf lassen sich die Gäste trotz allem ein Stück Kuchen schmecken. Im Zirkus Frank mangelt es den Tieren trotz der widrigen Umstände an nichts. Obwohl auch das Heu sehr viel teurer geworden ist, bekommen die Pferde eine ordentliche Portion.
Wie die Menschen sonst auf die Krise reagieren? Wir haben uns in den Walddörfern und im Alstertal umgehört.

Unser Publikum soll nicht im Kalten sitzen
Natürlich leiden wir unter den gestiegenen Kosten für Strom, Gas und Öl, auch das Heu für unsere beiden Pferde und die Ponys ist teurer geworden. Sparpotenzial haben wir nicht. Als ältester Familienzirkus, der in achter Generation Hamburg bereist, lassen wir unsere Gäste nicht frieren und halten das Zelt auf 20 Grad beheizt. Auch die Lichter, ohnehin LEDs, schalten wir nicht aus, weil sonst der Eindruck entsteht, dass wir nicht spielen. Ab November sind wir dann bis Februar im Winterquartier in einer Halle.
Patrick Sperlich,
Direktor Zirkus Frank,
noch bis 1. November
auf der Woold – in Bergstedt

Foto: Leweke

Langfristiger Vertrag hält Kosten im Rahmen
„Was die Heizenergie angeht, haben wir zum Glück einen langfristigen Vertrag, aber danach stelle ich mich auf deutliche Mehrkosten ein, natürlich auch bei Elektrizität. Ich kann mich über Zurückhaltung und Sparen bei unseren Gästen nicht beklagen, mein Wiener Kaffeehaus ist gut besucht. Vielleicht halten sich die Menschen ja eher bei einem großen Abendessen zurück als bei einem Frühstück oder einem Stück Torte. Mehr Sorgen macht mir, versierte Servicekräfte zu finden, die auch Verantwortung im Betrieb übernehmen können.
Bettina Haller,
Wiener Kaffeehaus,
Volksdorf
Foto: Matthias Damm

Gewächshäuser müssen geheizt bleiben
Der Mensch kann sich einen Pullover anziehen, der Weihnachtsstern bekommt gelbe Blätter, wenn er friert. Als Gärtnerei können wir nicht einfach die Heizung herunterdrehen. Darum haben wir schon vor Monaten unsere Gewächshäuser technisch so aufgerüstet, dass wir durch ein ausgeklügeltes Klimasystem 20 Prozent Energie einsparen. Unser Klimacomputer regelt zum Beispiel die Energiezufuhr je nach Sonneneinstrahlung automatisch. Damit bleiben die Mehrkosten bei unseren selbst gezüchteten Pflanzen niedrig. Dafür wird wegen der gestiegenen Holzpreise die torffreie Gartenerde wohl teurer.
Manfred Piepereit,
Inhaber Gärtnerei Piepereit, Volksdorf

Foto: Leweke

Preissteigerungen und ausgereizte
Sparmöglichkeiten

Fernseher, Leuchten, Verstärker – wir brauchen hier viel Energie und haben das Einsparpotenzial ausgeschöpft. Dabei kam uns natürlich auch der Trend zu LED-Lampen zugute. Allerdings sehen wir auch ein bisher unbekanntes Phänomen: Statt einmal im Jahr passen die Hersteller ihre Preise jetzt einmal im Monat an. Die Kunden sind spürbar zurückhaltender geworden und wir müssen sehen, was nun noch an Heizenergiekosten oben drauf kommt. Definitiv sind es keine einfachen Zeiten!
Mark Buhk,
Geschäftsführer
Fernseh-Melle,
Poppenbüttel

Foto: Melle

Sportbetrieb soll möglichst reibungslos weiter laufen
Die Stromkosten sind um 20 Prozent, die Gaskosten bisher um rund 50 Prozent gestiegen. Beim Gas müssen wir abwarten, wie sich die angekündigte Preisbremse auswirkt. Auf ein Jahr gesehen, macht das derzeit ca. 3000 bis 4000 Euro aus. Einsparen können wir nur eingeschränkt, wenn wir den Sportbetrieb nicht stark treffen wollen. Strom wird hauptsächlich für das Flutlicht benötigt, Gas für die Warmwasserbereitung in den Duschen und für die Heizung der Umkleiden. Das deutlich zu reduzieren, geht auch auf Kosten des Sportbetriebs, aber ein bisschen runterfahren werden wir wohl schon. Und mal sehen, was noch kommt – wenn es noch schlimmer wird, müssen wir natürlich reagieren.
Oliver Stork,
1. Vorsitzender
des Duvenstedter SV
Foto: Conrad

Wir heizen Räume nach Bedarf
Erste Energiesparmaßnahmen wurden bereits 2009 durchgeführt und seitdem konsequent verfolgt, wie der Einsatz von LED-Lampen, Zeitschaltuhren oder Bewegungsmeldern. Erhebliche Energieeinsparung werden wir durch die derzeitige energetische Dachsanierung erreichen, die bis Ende des Jahres abgeschlossen sein wird. Bereits seit Jahren werden alle Räume separat je nach Nutzungsanforderung beheizt. Die durchschnittliche Heizkreislauftemperatur wurde um zwei Grad abgesenkt und die Einstellungen werden laufend angepasst. Zur Zeit sind wir im Gespräch mit Fach- und Energieberatern, um Alternativen zu der 15 Jahre alten Heizungsanlage zu finden.
Christine Weiß,
Geschäfts-
führung,

Sasel-Haus, Sasel
Foto: Sasel-Haus

Last modified: 19. Oktober 2022

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