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Tierklinik arbeitet am Limit: Bis zu 150 Patienten am Tag

1. September 2021

Die Folge des Ansturms: Ab September vergibt die Großpraxis feste Termine

POPPENBÜTTEL In der Tierklinik im Alstertal arbeiten die Ärzte und Mitarbeiter am Limit. Die tierischen Patienten geben sich die Pfote in die Hand. Und das ist kein Einzelfall. Viele Familien oder Alleinstehende haben sich in Pandemiezeiten ein Tier ins Haus geholt – und das braucht nicht nur Liebe und Zeit, sondern zuweilen auch einen guten Tierarzt.

Von Matthias Damm

Als Mensch mit Journalisten-Block und Kamera und ohne tierische Begleitung einen Termin in der Tierklinik zu bekommen, ist gar nicht so einfach. Denn hier gibt es mehr als genug zu tun. Das Team ist unermüdlich im Einsatz für Hunde, Katzen, Meerschweinchen und Co. Von morgens bis abends dreht sich alles ums Tier.
Nach einer OP-Besprechung und der Versorgung einer ausgerissenen Kralle bei einem Terrier nimmt sich Mitinhaberin und Tierärztin Meike Danker Zeit für das Heimat-Echo. War vor eineinhalb Jahren der Arbeitstag in der Tierklinik im Alstertal mit rund 100 Patienten schon reichlich gefüllt, ist seit Pandemiebeginn nochmal die Hälfte dazugekommen. Vom flügellahmen Wellensittich bis zum Labrador, der sein Futter verweigert – es geht von einem Behandlungszimmer ins nächste. Genügend Zeit für die Tiere ist für Meike Danker wichtig, ihr Arbeitstag hat deshalb im Schnitt zwölf Stunden. Sie und ihr Praxisteam arbeiten am Limit.

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Der Alltag in der Praxis ist so abwechslungsreich wie die tierischen Patienten, die sich die Pfote in die Hand geben. Ob Katze oder Kaninchen, jeder ist willkommen. Foto: Adobe Stock

Der Grund dafür ist schnell gefunden, sagt die Tierärztin: „Noch vor zwei Jahren war für ein Haustier oft keine Zeit, Erwachsene und Kinder waren ja tagsüber nicht zu Hause. Seit Corona sind dann Eltern plötzlich im Homeoffice, der Schulunterricht erfolgte Online, Kitas waren geschlossen: Zeit und Gelegenheit für einen Hund oder eine Katze.“ Der Wunsch nach einem Kuscheltier, einem Kumpel gegen die Einsamkeit oder einem Motivator für lange Spaziergänge war gerade in Lockdown-Zeiten sehr groß, die einheimischen Hunde-Zuchten waren ausverkauft.

Einige Tiere vom Welpenhändler

Wo denn die vielen zusätzlichen Tiere hergekommen sind, möchte ich wissen. „Moment bitte“, sagt Meike Danker und beantwortet die Frage einer Kollegin, welches Medikament für Meerschweinchen Benni im Nebenraum vorgesehen ist: „Hauptsache, sie kommen nicht von den gewissenlosen Welpenhändlern. Viele Interessenten haben seit Beginn der Pandemie weite Reisen unternommen, um überhaupt ein Tier zu bekommen. Zum Glück waren alle in dieser Zeit angeschafften Vierbeiner, die uns vorgestellt wurden, wohlauf, das ist ein sehr gutes Zeichen.“ Viele Neubesitzer seien unerfahren, so die Tierärztin, deshalb wäre es ideal, wenn sie sich vor dem Kauf schlau-machen: „Ausreichende Bewegung, Hundeschule, tierärztliche Versorgung, Futter, eine Versicherung: Neben der Zeit muss man auch die Kosten mit im Blick haben.“ Sagt es und wirft zwischendurch einen Blick auf Maja. Die Golden Retriever Dame muss noch auf die Waage: „Die Wunde am Vorderbein verheilt gut, das Gewicht stimmt auch“, beruhigt Meike Danker die Besitzerin.
15 Jahre lang war ihre Tierklinik ohne einen Termin für jeden Patienten offen: „Das geht nun leider nicht mehr, ab September braucht man bei uns einen Termin.“ Acht Ärzte, fünf tiermedizinische Fachangestellte und fünf Auszubildende versorgen rund 150 Patienten am Tag. „Das ist schon lange an der Belastungsgrenze – und nicht nur deshalb bin ich auf unser großartiges Team mega stolz.“ Jetzt muss Struktur in den starken Zulauf, denn die Tierklinik will allen Patienten und ihren Besitzern gerecht werden.

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Routinecheck: Bei diesem Hund müssen die Krallen gestutzt werden. Foto: Adobe Stock

Ein ganz normaler Vormittag in der Klinik

In der Mittagspause spreche ich mit Nicole Liebetanz. Sie ist tiermedizinische Fachangestellte und erzählt, wie ihr Vormittag aussah: „Ich war um 7.30 Uhr in der Praxis, habe zunächst die über Nacht gebliebenen Tiere versorgt, meine Station für Zahnsanierungen und die OPs vorbereitet. Dann ging es auch schon Schlag auf Schlag. Heute Vormittag waren es fast 60 tierische Patienten, Hunde und Katzen wie immer in der Überzahl, Hühner mit Durchfall, ein Wellensittich, eine Schildkröte, die auch Darmprobleme hatte – und ein Kaninchen.“ Mittags finden die OP’s statt, Feierabend wird für sie gegen 16 Uhr sein. Ihr Zwischenfazit: „Heute Vormittag war es entspannt. Einige Patienten brauchten besondere Zuwendung – das kann aber durchaus auch mal bei den Besitzern der Fall sein.“

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Tierärztin Meike Danker mit einem kleinen Patienten. Kuscheln in der Praxis ist erlaubt. Foto: Matthias Damm

Last modified: 1. September 2021

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