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Schutz und Ruhe für Tierkinder

26. Mai 2021

Volksdorfer Jägerin bittet: „Kitze, kleine Hasen oder Jungvögel jetzt bitte nicht stören“

VOLKSDORF Frischlinge, Kitze und Junghasen – in den Kinderstuben der Natur herrscht jetzt reges Leben. Nun gilt: Pssst!, Der Nachwuchs braucht Ruhe. Die Volksdorfer Jägerin Alena Steinbach gibt Tipps für den Umgang mit Wildtieren.

Von Matthias Damm

„Guck mal Papa, da liegt Bambi im Gras und ist ganz alleine.“ Nicht ausgeschlossen, dass Spaziergänger so einen Satz in den kommenden Wochen hören, wenn sie mit der Familie unterwegs sind. Oft wird ein Rehkitz nur wenige Meter neben einem Wanderweg im hohen Gras abgelegt, während die Ricke aber fast immer in der Nähe ist. „Das Muttertier muss ja auch fressen, beobachtet dabei ihr Junges, das sie zur Sicherheit im Gras geschützt versteckt. Wichtig ist, dass die Menschen gerade in der Zeit von April bis Ende Juni auf den Wegen bleiben und Hunde an die Leine nehmen, damit die Wildtiere Ruhe haben. Trifft man doch auf ein Kitz: Nicht anfassen, liegen lassen, in 99,9 Prozent aller Fälle kommt die Ricke zum Säugen zurück. Wenn man das Gefühl hat, dass das Kitz zum Beispiel neben einer Straße tatsächlich alleine ist, sollte man ein paar Stunden später nochmals nachschauen und dann gegebenenfalls den zuständigen Jagdpächter benachrichtigen“, sagt die Volksdorfer Jägerin Alena Steinbach.

Ähnlich ist es bei Junghasen, die anders als Kaninchen sehend und behaart geboren werden und von der Häsin auf dem Feld abgelegt werden. Auch hier gilt: Nicht anfassen, das Muttertier kommt zum Säugen zurück. „Diese jungen Hasen sind wirklich winzig und leichte Beute, wenn sie aufgescheucht werden“, weiß Alena Steinbach. „Meine dringende Bitte ist, dass Sie auf den Wegen bleiben und vor allem den Hund anleinen. Selbst ein noch so gut erzogener Hund, der keinem Tier hinterher hetzt, hat einen angeborenen Greif-Reflex, der solch ein Neugeborenes verletzen kann.“

Wildschweinmütter können wild werden

Besondere Vorsicht ist bei der Begegnung mit Wildschweinen geboten, vor allem, wenn Frischlinge zu einer Rotte gehören. Normalerweise halten sich die Tiere versteckt auf, sodass man ihnen nicht begegnet, wenn man auf dem Wanderweg bleibt. „Sollte die Rotte Ihren Weg kreuzen, laufen Sie nicht weg, halten Sie Augenkontakt, machen Sie laute Geräusche und gehen Sie langsam rückwärts aus der Begegnung,“ rät Alena Steinbach. „Wenn Frischlinge dabei sind und die Bachen Gefahr vermuten, reagieren sie oft nicht mit Flucht, sondern schalten auf Attacke.“

Näher als Kitz, Frischling und Hase sind uns die Jungvögel, die noch flugunfähig auf der Erde hocken und oft herzzerreißend piepen. Auch sie sind in der Regel nicht alleine, denn die Altvögel füttern die Jungen auch auf dem Boden und halten sich in der Nähe auf. „Sollten Sie ein noch nacktes Küken finden, schauen Sie, ob sie das Nest entdecken und setzen das Tier wenn möglich dort wieder ab. Ist das nicht möglich, kontaktieren Sie eine Vogelstation oder Vogelhilfegruppe, davon gibt es sehr viele in Deutschland“, so Alena Steinbach und ergänzt: „Auch die Gänse und Enten brüten jetzt oder sind damit schon fertig. Bleiben Sie bitte von den Gewässern weg, damit die Tiere nicht aufgescheucht werden.“

Alena Steinbach 2 (C) Inga Haase
Die Volksdorferin Alena Steinbach ist Jägerin: Ihr liegt der Schutz von Jungtieren besonders am Herzen. Foto: Inga Hase

Die erfahrene Jägerin hat aber auch noch einen Tipp, um beim Jungtierschutz aktiv mitzumachen. In den nächsten Wochen werden die Wiesen zu ersten Mal gemäht – eine große Gefahr für abgelegte Kitze. „Die Landwirte sind verpflichtet, vor dem Mähen die Felder nach Tieren abzusuchen und können dabei oft tatkräftige Unterstützung gebrauchen. Sprechen Sie doch einfach mal den Landwirt oder noch besser den zuständigen Jäger in Ihrer Nähe an, und bieten Sie Ihre Hilfe an. Die Jäger organisieren in den meisten Fällen das Absuchen der Wiesen und freuen sich darüber sehr.“

Last modified: 26. Mai 2021

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