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Schmutz, lass nach!

28. April 2021

Wanderer Jan Commentz sammelt Müll und Spenden

DUVENSTEDT Jan Commentz ist gut zu Fuß: Mehrere Dutzend Kilometer verbucht er jede Woche auf seinem Wanderkonto. Unterwegs hält er Ausschau nach Corona-Müll: Bewaffnet mit einer Vier-Euro-Grillzange und einer Plastiktüte sammelt er Masken und Einmalhandschuhe auf und wirft sie dann dahin, wo sie hingehören: in den Abfalleimer.

Von Anja Krenz

Mindestens zweimal wöchentlich marschiert Jan Commentz nach getaner Arbeit von Bramfeld nach Hause in die Walddörfer. Da der Duvenstedter tagsüber als Leiter der Lohnbuchhaltung in einem großen Pflegeunternehmen am Schreibtisch sitzend mit Zahlen hantiert, drängt es ihn, sich nach Feierabend die Beine zu vertreten: „Zum einen befreie ich mich auf dem Nachhauseweg vom Arbeitsalltag, zum anderen geht es mir um den sportlichen Aspekt.“ Früher sei er viel gelaufen, aber seit etwa vier Jahren wollten die Knie nicht mehr so. „Wandern ist gelenkschonender“, sagt der 51-Jährige. Außerdem hat es ihm die Augen geöffnet. Durch das relativ gemächliche Tempo bemerkte er, dass „der Dreck auf den Straßen zunimmt.“ Derzeit durch Corona. „Ich habe mich auf Mund-Nasen-Bedeckungen und Handschuhe spezialisiert. Denn das ist Plastikmüll, der nicht verrottet.“ Er wünsche sich schon, dass mehr Leute es ihm gleich täten. „Man kann es hygienisch machen“, sagt Commentz, der mit einer „billigen Grillzange“ alles aufsammelt, was er findet. Voraussetzung: „danach gut Hände waschen“ und pünktlich am Abendbrottisch sitzen! Darauf bestehen Frau und Tochter.

Auf der Wanderung eingesammelter Masken-Müll
Fette Beute – so viele Masken sammelt Jan Commentz schon mal auf einer seiner Wanderungen. Foto: Jan Commentz

100 Kilometer in 24 Stunden

Seine Wanderlust entdeckte Commentz im Herbst 2016, als er vom anstehenden „Megamarsch“ in Hamburg hörte: innerhalb von 24 Stunden wandernd 100 Kilometer schaffen! Das reizte ihn. Zusammen mit anderen Mitgliedern im Duvenstedter SV und seiner Trainerin beschloss er, sich anzumelden. Nach einem halben Jahr Wandertraining trat die Gruppe dann ihre bis dato größte Herausforderung an: Frohgemut marschierten die DSVer los. Doch nach knapp zwei Dritteln der Wegstrecke war das Team auf fünf Mitglieder geschrumpft und ging wegen fortschreitender Blessuren quasi am Stock. „Vernünftigerweise haben wir gemeinsam entschieden: Hier brechen wir ab.“ Bis heute sind sie stolz auf die gemeinsam absolvierten 60 Kilometer und klopfen sich dafür immer noch gelegentlich auf die Schultern. Trotz des Leidens ist die Leidenschaft fürs Wandern geblieben. Man traf sich einmal im Monat in einer geschlossenen Gruppe, die „DU-RA-CELLE – THE URBANWALKER“ getauft wurde – nach den Stadtteilen Duvenstedt und Rahlstedt, aus denen die meisten Mitglieder kommen.

Wegen Corona ist Commentz derzeit meist alleine unterwegs und sammelt nicht nur Masken und ungewöhnliche Fotomotive, sondern auch Spenden.
Bis Ende April nimmt er am „Frühlingszauber 2021“ teil. Das Ziel: In sechs Wochen 500 Kilometer schaffen. Nach jeder Wanderung legt Commentz mindestens fünf Euro zurück. Durch seine Aktivitäten in den sozialen Netzwerken kommt weiteres Geld hinzu – „von wildfremden Menschen, die das, was ich tue, einfach gut finden.“ Im Mai geht die Summe – „500 Euro möchte ich knacken“ – dann an den Hamburger Verein Lebensheldin! e.V., der Frauen nach ihrer Brustkrebserkrankung unterstützt und Prävention sowie Aufklärung betreibt.

Was treibt ihn an? „Ich bin neugierig, interessiere mich für vieles und lasse mich schnell begeistern. Und ich begeistere gerne Menschen, indem ich sie auf Themen aufmerksam mache, wie Masken- oder Spendensammeln.“

Wandernder Jan Commentz
Jan Commentz dokumentiert jeden seiner Schritte, auch am Wolkenbarg in Hoisbüttel. Fotos: Jan Commentz

Last modified: 29. April 2021

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