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Das Geschäft mit illegalen Kuscheltier-Welpen boomt

28. April 2021

Tierärzte warnen: Skrupellose Händler verkaufen alles, was vier Beine hat

WALDDÖRFER/ALSTERTAL In Zeiten von Corona-Abstand, Homeschooling und abgesagten Urlaubsreisen sehnen sich die Deutschen nach einem Tier. Hunde und Katzen sollen Seelentröster und Wegbegleiter sein. Die Folge: Gewissenlose Tierhändler wittern jetzt ihre Chance und bieten Welpen aus katastrophalen Aufzuchten an. Sie landen wenig später krank bei Tierärzten aus der Region – und die schlagen jetzt Alarm.

Von Matthias Damm

Das Geschäft mit den Kuscheltier-Welpen boomt: In diesen Zeiten haben viele Sehnsucht nach einer Fellnase, die die aktuellen Einschränkungen erträglicher macht. Aber der Markt ist leergefegt: Wer sich einen vierbeinigen Mitbewohner anschaffen will, muss derzeit lange suchen und viel Geduld mitbringen. Darauf haben gewissenlose Händler nur gewartet, denn die können ohne Rücksicht auf Muttertiere, Gesundheit der Welpen und Aufzuchtbedingungen liefern.

Viele seriöse Züchter führen lange Wartelisten, es werden teils immens hohe Preise gefordert und bezahlt. Das schnelle Geschäft mit einem Hunde- oder Katzenkauf aus dem Internet oder Kofferraum hat Hochkonjunktur.
Skrupellose Tierhändler setzen auf den unwiderstehlichen Knopfaugen-Effekt und die Naivität vieler Interessenten, die die Sorge um den Gesundheitszustand und die Herkunft eines Welpen verdrängen und verkaufen alles, was vier Beine hat. Tierschützer fordern seit langem, Internet-Verkäufe von Tieren grundsätzlich zu verbieten, zumal die Tricks der Händler ebenso perfide wie erfolgreich sind: Erst wird ein Besuch „in der Zucht“ in Aussicht gestellt, dann heißt es plötzlich „geht wegen Renovierung doch nicht, wir bringen Ihnen den Welpen vorbei.“ Wer dann noch den Kauf absagt, obwohl das eigene Kind bitter weint und sich alle schon auf den niedlichen Vierbeiner vom Foto gefreut haben, hat die Hochachtung wahrer Tierfreunde.

Im umgekehrten Fall sind es oft die Tierärzte, die den Käufern die Augen öffnen und nicht selten schwerkranke Tiere nicht mehr retten können. „Hund und Katze sind kein Spielzeug, deshalb sollte man sich darüber im Klaren sein, was es bedeutet, wenn so ein Vierbeiner einzieht,“ sagt Tierärztin Dr. Sabina von Ahnen. „Denn besonders ein Hund betrachtet seine Familie als sein Rudel, braucht neben klaren Regeln eine eindeutige Bezugsperson, eine konsequente Erziehung, viel Zeit, Beschäftigung und Geduld. Und auch die Kosten für Futter, Ausbildung und Tierarzt gehören mit in die Überlegungen.“ Dazu kommt die Sorge, dass viele der spontan angeschafften Tiere in dem Moment wieder abgegeben werden, wenn sie lästig werden: Wenn Urlaub zum Beispiel wieder im gewohnten Maß möglich wird, passen Hund und Katze nicht immer in die Reiseplanungen.

Last modified: 27. April 2021

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