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„Bis auf den letzten Tropfen ist alles weg!“

14. April 2021

Impfwillige klopfen sogar bei Hausarztpraxis an

POPPENBÜTTEL Seit einer Woche wird in Hausarztpraxen geimpft. Doch wer wird geimpft, wer würde gern und was bedeutet das alles für eine normale Hausarztpraxis? Wir haben bei den vier Ärzten der Hausarztpraxis am Moorhof 7 in Poppenbüttel nachgefragt, wie sie ihre 72 Impfdosen verteilt haben.

Von Anja Krenz

Heimat-Echo: Seit wann wissen Sie, dass Sie tatsächlich impfen werden?
Dr. med. Stefan Lucas, Allgemeinmediziner: Das Gerücht kam vor etwa drei Wochen auf. Aber dass wir tatsächlich impfen werden, wissen wir seit Dienstag nach Ostern. Da kam die Lieferung, und dann gab’s keine Zweifel mehr.
Dr. med. Gabriela von der Lippe, Internistin: Wir haben wochenlang darauf gewartet und sind heilfroh. Wir sind auch der Meinung, dass das Impfen auf diese Weise richtig Fahrt aufnehmen kann, weil wir die Patienten kennen und sie Vertrauen zu uns haben.
Dr. Lucas: Die Infrastruktur ist da, denn wir sind das Impfen gewohnt – gegen Lungenentzündung, gegen Grippe, wir können das. Und uns außen vor zu lassen, war nicht wirklich nachvollziehbar.

Dr. Gabriela von der Lippe hat Andrea Wischmann geimpft. Das Tattoo, das hier zu sehen ist, bedeutet: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Foto: Anja Krenz

Rufen denn mehr Menschen an, weil Hausärzte impfen dürfen?
(Beide lachen!)
Dr. von der Lippe: Die Patienten schreiben unzählige Mails, sie rufen an, klopfen an die Tür. Die Mitarbeiterinnen, die sehr tapfer sind, sind auch damit betraut, die Patienten anzurufen, die zur Impfung eingeladen werden – eine enorme Arbeitsbelastung und eine Heldentat! Wir könnten sagen, wir arbeiten noch mehr, aber wir müssen sehen, was machbar ist.
Dr. Lucas: Letztlich sind alle sehr engagiert, weil uns klar ist, dass wir einer weltweiten Pandemie begegnen und diejenigen sind, die etwas dagegen tun können. Und natürlich haben alle die Bereitschaft, über sich hinauszuwachsen und zu tun, was nötig ist. Wir können mehr, und wir würden auch gerne mehr tun.

Horst Wischmann (60) wird wegen Vorerkrankungen von Dr. Stefan Lucas geimpft. Seine Frau Andrea (58) ist als Pflegeperson ebenfalls impfberechtigt. Foto: Anja Krenz

Bräuchten Sie denn mehr Angestellte, um die Arbeit zu bewältigen?
Dr. Lucas:
Wir können unsere Kapazitäten nicht erweitern, indem wir mehr Leute einstellen. Die sind schlicht nicht da.

Und welchen Impfstoff verabreichen Sie?
Dr. Lucas:
Was wir bekommen. Wir haben keinen Einfluss darauf. Bis jetzt war es Biontech. Was nächste Woche kommt, wissen wir nicht.
Dr. von der Lippe: Viele Patienten sagen aber auch, dass es ihnen ganz egal ist. Hauptsache, sie werden geimpft.

Wie kommen die Impfdosen zu Ihnen?
Dr. Lucas:
Durch die Apotheken. Die bereiten den Impfstoff entsprechend vor, liefern ihn dann fertig an uns aus. Und wir ziehen hier die Spritzen auf.

Suchen Sie die Impflinge aus und wieviel Zeit planen Sie pro Patient ein?
Dr. Lucas:
Nein, wir haben uns natürlich auch an die Prioritätenliste zu halten. Zwar wird jeder Patient, der sich impfen lassen möchte, auf einer Liste vorgemerkt. Aber wenn wir Termine vergeben, richten wir uns nach der Priorisierung – nach Alter und Vorerkrankungen. Pro Patient haben wir nicht mehr als zehn Minuten. Wir hatten sehr viele Nachfragen erwartet, und angenommen, dass sehr viel Aufklärungsbedarf besteht. Nun hat sich aber herausgestellt, dass die Patienten gar nichts wissen wollen. Die wollen einfach nur geimpft werden.

Wenn Sie mehr Impfstoff hätten – würden Sie auch freitagnachmittags oder am Wochenende impfen?
Dr. von der Lippe: Das Konzept muss langfristig für die Praxis und auch für die Helferinnen tragbar sein. Wir impfen aktuell bereits außerhalb der normalen Sprechstunden und müssen weiterhin Kraft und Zeit für die Versorgung unserer gesamten Patienten bereitstellen. Wir passen uns seit Monaten an die neu entstehenden Erfordernisse, zeitweise sehr kurzfristig, an. Man könnte jetzt heldenhaft sagen: Ja! Wir machen das alles. Aber in sechs Wochen verdoppelt sich die Zahl. Zu den Erstimpflingen kommen dann die Menschen, die die zweite Impfung brauchen! Ich persönlich richte mich auf die Langstrecke ein…

Dr. Lucas: Ich bin da etwas anderer Meinung: Ich würde versuchen zu impfen, was zu impfen geht. Das ist der einzige Weg aus der Pandemie. Und wenn wir die Möglichkeit haben, dann sollten wir das tun. Ich würde versuchen, eine Mehrheit dafür zu bekommen…

Gibt es Reste? Wenn ja, was machen Sie damit?
Dr. Lucas: Es wird niemals Reste geben. Wir werden jede Dosis verimpfen. Und wenn wir uns auf den Parkplatz stellen müssen und rufen: „Wir haben noch Impfstoff!“ Keine Impfung wird in den Mülleimer wandern.

Last modified: 13. April 2021

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