Willkommen in den Walddörfern und im Alstertal

Gedankliches Stolpern gegen das Vergessen

13. November 2020

Der Lions Club Walddörfer pflegt 40 Stolpersteine in Hamburg

ALSTERTAL/WALDDÖRFER Fast 6.000 Stolpersteine gibt es mittlerweile in Hamburg. Eingraviert in die Messingplatten sind Namen von Mitbürgern, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden. Die Stolpersteine halten die Namen lebendig und fordern ein Hingucken: Hier, in diesem Haus, wohnten Menschen, die systematisch verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Es waren Freunde, Bekannte und Nachbarn, denn das Grauen begann nicht in den Lagern, es begann in unserer Nachbarschaft, vor unserer Tür.

In der Wandsbeker Königstraße Nr. 38 wohnte die Familie Levisohn. Sechs Stolpersteine erinnern an die Ermordung bzw. das unbekannte Schicksal der Familienmitglieder. Damit die Steine an dieser Stelle auch zum gedanklichen Stolpern anregen, müssen sie auffallen. Dafür sorgen mehrmals im Jahr Michael Röfer, Dieter Hamelau und Michael Bruhns vom Lions Club Walddörfer mit einer Putzaktion. Mit der Hilfe von Bürste, Wasser und Messingpflegemittel glänzen die Steine nach kurzer Zeit wieder in der Sonne. „Wir sind schon oft von Passanten angesprochen worden, was wir da tun,“ sagt Dieter Hamelau. „Viele haben von den Stolpersteinen gehört, kannten aber den Hintergrund nicht.“ Das ist für ihn mit das Wichtigste: ins Gespräch kommen, informieren, für Interesse sorgen.
Der Lions Club steht für nachbarschaftliche Hilfe und engagiert sich in Projekten für Kinder, Jugendliche, Senioren, Kultur und Umwelt. Jeder Euro, mit dem der Club hilft, wird vorher durch eigene Aktionen erwirtschaftet. Bereits 2009 hat der Lions Club Walddörfer die ersten Patenschaften für Stolpersteine übernommen, inzwischen sind es 40. Der Putztermin um den 9. November herum ist kein Zufall: „Mit der Gewalt gegen Minderheiten in der Reichspogromnacht 1938 begann die systematische Verfolgung von Juden in Deutschland und Österreich. Je heller die Stolpersteine strahlen, desto weniger geraten die Opfer in Vergessenheit,“ sagt Michael Röfer. Ein gemeinsames Foto der drei engagierten Lions vor den Steinen? „Ne, lassen Sie mal, die Stolpersteine sind wichtig, wir nicht.“

Von Matthias Damm

Stolpersteine in Hamburg
Mehr Informationen zu den Stolpersteinen unter www.stolpersteine-hamburg.de. Dort findet man auch alle Standorte und zum Teil sehr ausführliche Biografien der Menschen, an die die Steine erinnern.

www.stolpersteine-hamburg.de

Last modified: 13. November 2020

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