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Schulalltag mit Einbahnstraßen und Corona-Tests

2. September 2020

Präsenzunterricht in Pandemiezeiten – das ist für Schüler und Lehrer gleichermaßen eine Herausforderung.  Jüngst testete das Gesundheitsamt an der Stadtteilschule Bergstedt Schüler des zehnten Jahrgangs. Schon einen Tag später lagen Ergebnisse vor.

Walddörfer/Alstertal Mit dem Thema Corona geht die Stadtteilschule Bergstedt sehr transparent um. Schulleiter Alexander Rebers informiert ausführlich auf der schuleigenen Homepage über Infektionen, die angeordneten Maßnahmen und den Gesundheitszustand der betroffenen Schüler. Erstmals meldete das Gesundheitsamt am 20. August einen erkrankten Sechstklässler. Umgehend wurden Kontaktpersonen ermittelt, eine Quarantäne angeordnet, Schüler getestet. Die gute Nachricht: Niemand hatte sich angesteckt. Aufatmen nun auch am vergangenen Sonnabend: Alle Tests, die das Gesundheitsamt am Tag zuvor an der Stadtteilschule durchgeführt hatte, waren negativ. Nur vier Zehntklässler, die schon zuvor wegen des engen Kontakts zu einem Erkrankten in Quarantäne geschickt worden waren, müssen dort bleiben. Alle anderen Schüler durften am Montag wieder in die Schule kommen.

Schule in Corona-Zeiten, das ist für alle eine große Herausforderung.

Es gibt Einbahnstraßen im Schulgebäude, verbotene Zonen auf Pausenhöfen, und wer bei dem Begriff „Kohorte“ an römische Militäreinheiten denkt, ist auf der falschen Fährte. „Bei uns ist mit einer Kohorte ein Jahrgang gemeint, zum Beispiel alle Erstklässler. Nur die Mitglieder einer Kohorte dürfen morgens beim Kommen die gleiche Eingangstür benutzen oder auf dem Schulhof Kontakt zueinander haben“, erklärt Andrea Goebeler, die die einzige Schule in Duvenstedt leitet. In der Schule am Duvenstedter Markt müssen die Kinder keine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Sie sind, wie alle Hamburger Grundschüler, von der Maskenpflicht befreit. „Die Kinder empfinden die Maske beim Toben und Spielen in der Pause als Fremdkörper und können erfahrungsgemäß die Finger nicht davonlassen. Ich persönlich bin sehr froh, dass in Hamburg so entschieden wurde. Das ist nicht in allen Bundesländern so.“

Maske vergessen? Dann sind 50 Cent fällig

Ab Klasse fünf herrscht Maskenpflicht auf dem Schulgelände und im Gebäude,  bis im Klassenzimmer Platz genommen wird. „In der ersten Woche haben alle an ihre Masken gedacht, in der zweiten wurden sie häufig vergessen. Da gab’s noch Gratis-Ersatz im Schulbüro. Ab der dritten Woche mussten 50 Cent bezahlt werden, und seitdem läuft es besser“, sagt Dr. Martin Widmann, Schulleiter des Gymnasiums Oberalster (GOA) in Sasel. Insgesamt konnten dort die Infektionsschutzmaßnahmen gut in den Schulalltag integriert werden. „Problematisch war nur, dass die Informationen von der Schulbehörde so spät kamen“, sagt Widmann.

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Luka (11) und Aslan (10) vor ihrer Schule. Die besten Freunde finden es cool, dass sie nun wieder tätglich mit allen aus der 6a Unterricht haben Foto: A. Krenz

Elternrat kritisiert Schulbehörde

Deshalb empfindet auch Nicole Freckmann, Elternratsvorstand der Walddörfer Stadtteilschule in Volksdorf, großen Unmut gegenüber der Schulbehörde. „Damit alles Notwendige für eine Präsenzbeschulung beachtet wird, haben wir vor den Sommerferien einen sehr emotionalen Brief an die Behörde, das Gesundheitsamt und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hamburg geschickt, in dem alle Bedenken, Sorgen und Fragen der Schüler- und Elternschaft bezüglich Gesundheit und Bildung zusammengefasst waren. In einem Antwortschreiben wurde uns zugesichert, dass während der Sommerferien alle nötigen Richtlinien, Rahmenbedingen und Vorgaben erarbeitet und diese dann rechtzeitig versendet würden. Sie kamen einen Tag vor Schulbeginn. Das ärgert uns Eltern!“ In Hamburg gibt es 372 staatliche Schulen mit 235.190 Schülern und 14.424 Lehrern.  „Die Schulen wurden alleingelassen. Die Schüler- und die Lehrerschaft waren die Leidtragenden“, sagt Nicole Freckmann.

Als Mitte März die Schulen geschlossen wurden, war vor allem die Improvisationskunst der Lehrer gefragt. Um mit den Schülern zu kommunizieren und Lernstoff zu vermitteln, wurde telefoniert und gemailt. Tüten mit Arbeitsblättern wurden kontaktfrei vor die Schultür zur Abholung bereitgelegt.

Kathleen Schulze Poppenbüttel
Kathleen Schulze (38), Mutter zweier Kinder aus Poppenbüttel, ist sicher, dass sie ihren Siebenjährigen mit einem leichten Schnupfen in die Grundschule schicken darf Foto: A. Krenz

Schulen bereiten sich auf zweite Welle vor

Inzwischen bereiten sich die Schulen intern auf eine mögliche zweite Welle vor. Über speziell konzipierte Internetplattformen wie „Iserv“ – ein Schulserver – kann unterrichtet werden. „Wir könnten morgen starten“, sagt GOA-Schulleiter Martin Widmann, der den Fortschritt der Digitalisierung begrüßt. „Das ist aber auch das einzig Positive. Ansonsten ist Corona einfach nur blöd.“ (ak)

Last modified: 16. Dezember 2020

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