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Hochbeete zum Reinschnuppern

29. Juni 2022

Kleingarten Am Berner Wald bietet Erholung und Gartenglück

MEIENDORF Spießig war gestern – heute sind Schrebergärten beliebt und gefragt wie nie. Kaum ein Kleingartenverein, der Interessenten nicht auf seine endlos lange Warteliste verweisen muss. Das brachte das Team vom Kleingartenverein Am Berner Wald e.V. auf die Idee, eine Parzelle stückweise zu verpachten. „Miete doch einfach ein Hochbeet“ – mit diesem Slogan machten sie in den sozialen Netzwerken auf sich aufmerksam. Mit großem Erfolg.

Von Elke Becker

„Hier können Hobbygärtner schon mal auf einem kleinen Stück „Acker“, der ist 1,50 mal 4 Meter groß, das Gärtnern üben und ein bisschen Schrebergarten-Atmosphäre schnuppern“, erzählt Alexandra Fragkopoulos. Sie ist die Vorsitzende des fünfköpfigen Vorstands, der sich äußerst engagiert um alles Organisatorische auf der 68.000 qm großen Anlage am Meiendorfer Mühlenweg kümmert. Dazu gehören neben dem regelmäßigen Sprechstunden-Angebot auch Dinge, die die Gemeinschaft stärken. Aktuell wird das 50-jährige Jubiläum mit großem Kinderfest für den 20. August – wie vielerorts mit zwei Jahren Verspätung – geplant.

Parzelle 186 mit der über 40 Jahre alten Kletterrose gehört Familie Fragkopoulos. Alexandra leitet den Kleingartenverein Am Berner Wald. Foto: Elke Becker

Mehr als 34.000 Kleingärten in Hamburg

In Deutschland entstanden die ersten Kleingärten vor gut 150 Jahren. Der erste Versuch, die Lebensmittelversorgung durch die Kleingarten-Erträge zu decken, fand übrigens in Kiel statt. 59 Familien bekamen damals jeweils 265 Quadratmeter Land , also ihren eigenen Schrebergarten, zugewiesen. Der Name geht auf den Arzt Daniel Gottlieb Moritz Schreber (1808 – 1861) zurück, der – für die damalige Zeit revolutionäre – Forderungen nach Spielplätzen für Kinder stellte. Auch seinen Schwiegersohn muss er damit nachhaltig beeindruckt haben. Er gründete 1864 den ersten Schreberverein.
In Hamburg gibt es aktuell 311 derartige Kleingartenvereine mit rund 34.000 Gärten. Gerade in der heutigen Zeit ein idealer Rückzugsort für Menschen, die Natur hautnah erleben möchten und gleichzeitig das Besondere dieser Gemeinschaft schätzen können. Denn hier kennt (fast) jeder jeden und hat immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der anderen. Gute Ratschläge gibt es kostenlos und die helfen in der Regel sogar! Fast wie ein Dorf in der Stadt möchte man meinen. „Kleingärten sind ein Spiegel unserer Gesellschaft“, erzählt Alexandra Fragkopoulos. „Auch hier sind wir ziemlich multikulti. Unsere Gartenfreunde kommen aus vieler Herren Länder, sind Single, Paare, alleinerziehend und das quer durch alle Altersschichten.“
Sie und ihr Vorstandsteam sind stolz darauf, diesen kleinen Kosmos mit 213 Parzellen für die Pächter zur zweiten Heimat gemacht zu haben. Gestaltungsspielraum inklusive. Denn wie Gärten und Parzellen aussehen – ob charmantes Chaos oder regelstrenge Ordnung – hier ist alles gerne gesehen und wird akzeptiert.

26,4 Cent pro Quadratmeter

Allerdings kennt auch die Idylle Am Berner Wald Grenzen. Laut Vorschrift soll die einzelne Parzelle nicht größer als 400 Quadratmeter sein und auch für die Gartenlaube ist eine Maximalgröße von 24 Quadratmetern zu beachten. Und ein dauerhaftes Wohnrecht beinhaltet die jährliche Pacht (inklusive aller Nebenkosten etwa 300 Euro) nicht. Außerdem muss der Hobbygarten mindestens zu einem Drittel kleingärtnerisch genutzt werden. Der Erholungsnutzen steht klar an zweiter Stelle.
Bei der Bepflanzung gibt es weitere Vorgaben. Thuja, Hasel und Birke sind zum Beispiel nicht erlaubt. Der Grund: Größe und Auswirkungen auf den Boden. Und Achtung: Die Heckenhöhe darf 1,10 Meter nicht überschreiten. Alle Spaziergänger, die in Kleingärten gerne gesehen sind, sollen sich an der Pracht erfreuen dürfen.

Doris und Alex mit Töchterchen Leonie hatten Glück und ergatterten eines der beliebten Hochbeete. Foto: Elke Becker

Dabei können in Meiendorf auch die 13 Mini-Schnuppergärten genauer inspiziert werden. Wirklich erstaunlich, was bei diesem Garten-Sharing auf Mini-Fläche – und vor allem in bequemer Höhe – alles wächst und gedeiht. „Unsere Tochter sollte sehen, was aus einem kleinen Samenkorn alles entstehen kann“, erzählt Doris, die schon im dritten Jahr ein Hochbeet für rund 70 Euro beackert. „Und Leonie schmeckt den Unterschied!“ Wer geschickt pflanzt und plant, kann bis in den Herbst hinein und länger ernten. Ein paar Hochbeete sind 2023 sicherlich wieder frei. Wer also testen möchte, ist herzlich eingeladen.
Freie Parzellen in Kleingärten unter www.gartenfreunde-hh.de.

Last modified: 29. Juni 2022

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