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Immer mehr Kinder können nicht schwimmen

15. Juni 2022

Es fehlen Kurse: Der Stau durch Bäderschließung ist noch lange nicht abgebaut

VOLKSDORF Zu wenig Kinder können schwimmen – eine Problematik, die durch Corona noch einmal verschärft wurde. Das kann fatale Folgen haben. Allein im letzten Jahr ertranken in Deutschland 41 Kinder und Jugendliche.

Von Elke Becker

Die meisten Kurse bietet Bäderland an. Auch im Parkbad Volksdorf finden regelmäßig Schwimmkurse statt. Doch einen freien Platz zu ergattern ist oftmals eine Nervensache. Viele Kurse sind, kaum stehen sie im Netz, ausgebucht, beklagen sich viele Eltern. Die privaten Anbieter verlangen oft hohe Preise, die sich einfach nicht jeder leisten kann. Fast 400 Euro für ein Seepferdchen-Schwimmkurs ist keine Seltenheit. Und auch die Qualität stimmt nicht immer. „Wir hatten Glück, in Volksdorf einen Platz bekommen zu haben,“ so Janett Krull, „doch der Kurs war ein Desaster.“
„Wir sind seit Mitte 2020 auf einer Warteliste, zurzeit werden die Kinder von 2019 aufgenommen, so Flavia Holz aus Volksdorf. „Schon vor Corona war es fast unmöglich ohne Glück und Vitamin B an einen zeitlich passenden Schwimmkurs zu kommen“, berichtet auch Andrea Basse aus Bergstedt. „Aber jetzt müssen viele Eltern ihren Kindern das Schwimmen selbst beibringen. Bei den vollen Schwimmbädern nicht einfach. Ist das Seepferdchen dann geschafft, fehlen die Anschluss-Kurse.“

Wie überlebenswichtig die sind, weiß auch Heiko Mählmann, Präsident der Hamburger DLRG. „Das Seepferdchen ist ein reines Motivationsabzeichen. Eine gute Schwimmfähigkeit attestiert es nicht.“ Aktuell können nur noch 40 Prozent der Zehnjährigen sicher schwimmen. Da helfen meist nur Kurse. Doch in Hamburg fehlen nicht nur Schwimmkapazitäten, sondern auch Trainer. „Wir würden gerne mehr Kurse anbieten“, sagt Heiko Mählmann, „doch es fehlt an zusätzlichen Helfern und Ausbildern.“ Auch bei der DLRG sind die Wartelisten nicht erst seit Corona lang. „Es geht auch bei uns schon auf die zwei Jahre zu“, so der Experte.

Geschafft! Tammo (6) präsentiert stolz sein Seepferdchen-Abzeichen. Foto: Elke Becker

Eine Million für die Nichtschwimmer

Da greift auch das Sommer-Paket der Stadt nur bedingt, die eine Million Euro für die Anfänger-Schwimmlern-Offensive zur Verfügung gestellt hat. Die Hälfte soll davon in die Hallenanmietung gesteckt werden. Und ein weiterer Großteil für Trainer. „Denn Ausbilder fehlen, unsere ehrenamtlichen Helfer in Hamburg sind schon überbeansprucht“, berichtet der Hamburger DLRG-Chef Mählmann.
120 Einheiten à 45 Minuten müssen absolviert werden, um eine C-Lizenz Aquasport zu erlangen. Das dauert also. Aber solange können unsere Kinder nicht warten. Ein Dilemma, auf das auch die Wirtschaft aufmerksam geworden ist. So bietet der Kaffeespezialist Tchibo gemeinsam mit der DLRG Ferienschwimmkurse für Anfänger- und Fortgeschrittene an. Die Kurse finden in den Sommerferien an drei unterschiedlichen Urlaubsorten statt: in Grömitz, in Prerow sowie in Kölpinsee. Es gibt Termine im Zeitraum vom 2. Juli bis 13. August und der Preis ist mit 50 Euro erschwinglich.
DLRG Verbandspräsidentin Ute Vogt sagt: „Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit Tchibo nun eine neue Möglichkeit geschaffen haben, um Kinder zu sicheren Schwimmern zu machen. Und wir hoffen, dass das Projekt Schule machen wird. Denn wenn Kinder sich im Wasser sicher bewegen, bringt das nicht nur Freude, sondern schützt auch ihr Leben.“

Überlebenswichtig: Kinder sollten möglichst früh schwimmen lernen. Die DLRG bietet gemeinsam mit Tchibo Ferienkurse an. Foto: DLRG Tchibo

Last modified: 15. Juni 2022

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