Willkommen in den Walddörfern und im Alstertal

Golf-Land Schleswig-Holstein

8. Juni 2022

Das Land zwischen den Meeren hat auch für Golfer viel zu bieten

Frischer Fisch und frische Brise, Segeln und Handball: Mit Schleswig-Holstein verbinden die Bundesbürger alles mögliche – nur nicht Golf. Das Land zwischen den Meeren ist für Golfer mit zunehmender südlicher Entfernung von Hamburg nahezu terra incognita. Motto: Lieber Belek als Budersand. Dabei lohnt es sich, mal nicht in den Süden zu jetten, sondern in den Norden zu fahren.

Von Gerhard Müller

Wolfgang Hens kennt jeden Platz in Schleswig-Holstein. Das ist kein Wunder, denn Hens ist Geschäftsführer des Golfverbandes. Der Handicap-6-Spieler sagt: „Bei uns kann direkt am Wattenmeer gespielt werden oder man kann den Sonnenaufgang an der Ostsee auf dem Fairway erleben. Es gibt Links-Kurse und abwechslungsreiche Parkland-Kurse, außerdem sind die Greenfee-Preise sehr moderat.

Zwischen den Inseln Sylt und Föhr im Westen bis Fehmarn im Osten liegen mehr als 60 Plätze, womit das Bundesland mit seinen rund 2,8-Millionenen Einwohnern die höchste Golfplatz-Dichte der Republik aufweist. Für Urlauber gibt es die zwölf Monate gültige Golfküsten Card, mit der man auf 35 Anlagen fünf Runden zum Preis von 179 Euro absolvieren kann. Alternative ist die Golfküsten Card flexi (99 Euro). Und im Golfpaket Ostsee (139 Euro) stecken acht Clubs, auf denen vier Runden gespielt werden können.

Budersand & Co: Reif für die Insel

Die Reise beginnt an der Westküste. Auf Sylt gibt es vier Plätze. Besonders hoch im Kurs steht Budersand, von Lesern des Golf-Magazins und Experten 2020 zu Deutschlands bester Anlage gewählt. Der Links Course verfügt über ein einzigartiges Nordsee-Panorama. Die attraktivsten Löcher sind die 13, 14 und 15, Doglegs mit viel Wasser und Wind. Und wie es sich für einen Links-Course gehört: die Grüns sind ziemlich schnell.

Ein Topplatz ist der Dünenkurs Budersand in Morsum an der Südspitze von Sylt. Foto: Budersand

Föhr, der Gute-Laune-Club

Auf der Nachbarinsel Föhr feierte der gleichnamige Golfclub 2015 90. Geburtstag und beschenkte sich mit zwölf neuen Bahnen selbst. 27 äußerst abwechslungsreiche Löcher gibt es, darunter ist eine Kopie des 17 Grüns des legendären Old Course in St. Andrews. Das war die Idee des Schotten Mick McShane, der als einer der weltbesten Shaper gilt, und in Föhr das Gelände modellierte.

Der Präsident des Clubs hieß lange Jahre Joachim Schweim. Der Hamburger ist ein sogenannter Festland-Föhrer. Das sind Menschen, die auf der Insel ein Ferienhaus oder eine Ferienwohnung besitzen. „Unsere Gäste und die Festland-Föhrer haben immer gute Laune, denn sie sind ja im Urlaub“, skizziert Schweim die Stimmung auf der Anlage.

Golf und Matjes in St. Peter-Ording

Runter von der Insel geht’s in Richtung St. Peter-Ording. Dort gibt es einen Links-Course mit neun Löchern direkt am Deich. Wer an Tee 1 steht, riecht die Nordsee. In Vorteil ist, wer seinen Bällen gewöhnlich eine flache Flugkurve schenkt, denn weht der Südwest nur mit mittelmäßiger Kraft, so drohen Ausflüge ins hohe Dünengras oder die Ballsuche endet in einem der Wasserhindernisse. Bei gutem Wetter – das soll es in Schleswig-Holstein entgegen Vorurteilen von Süddeutschen durchaus geben – lohnt anschließend ein Besuch des weitläufigen Strandes inklusive einem frischen Matjesbrötchen.

Apeldör, Idylle in der Provinz

Nach einer Übernachtung in einem der guten Hotels ist es nicht weit nach Apeldör. Apeldör, nie gehört? Das ist keine Schande, denn selbst im Norden kennt kaum einer das Nest bei Heide. Mitten im Nirgendwo befindet sich ein Resort, das vom Golf-Magazin schon mal auf Rang 14 gelistet wurde. Beim Bau des Platzes ging der in Hamburg lebende Kanadier David Krause verschwenderisch mit Sand um. Doch nicht die 96 Bunker machen den von Gelb 6002 m langen Kurs knifflig. Es sind der Wind und die Grüns, die mit ihrem Schwierigkeitsgrad unter sämtlichen schleswig-holsteinischen Plätzen auf Rang drei geführt werden.

Pluspunkte sammelt das Resort mit seinem Restaurant, in dem so viel Holz verbaut wurde, dass man fast meinen könnte, man sei in Oberbayern gelandet. Und ein weiteres Plus ist das 2005 entstandene Hotel mit 42 großzügige Zimmern und sehr zivilen Preisen.

Adel verpflichtet in Altenhof

Prinz Heinrich von Preußen, so wird in Altenhof gerne erzählt, habe es schon vor 100 Jahren gewusst, als er auf dem Rasen im Schlosspark der Familie von Bethmann-Hollweg Golf spielte. Eine schöne Geschichte – nur leider nicht wahr. 1973 wurden vor den Toren Eckernfördes die ersten Fairways des heutigen 18-Loch-Platzes vollendet: Kein anderer Verein in Schleswig-Holstein kann auf vergleichbare sportliche Erfolge verweisen, auch wenn die Damen und Herren-Mannschaften 2015 aus der Bundesliga absteigen mussten. Und auf keinem anderen Platz in Schleswig-Holstein finden Golfer einen vergleichbaren Baumbestand vor. Von der Eiche am neunten Abschlag wird sogar behauptet, sie habe den dreißigjährigen Krieg erlebt. Absolut einmalig ist zudem ein echter Bunker auf Bahn zwei, ein Hügel, unter dem sich ein ehemaliges Treibstofflager der Marine verbirgt, das bis 1945 eine intakte Verbindung zur Ostsee besaß. Prinz Heinrich hätte heute sicherlich seine Freude an dieser Anlage, die ebenfalls zu den besten 100 in Deutschland zählt.

In Altenhof – hier die Bahn 5 – wurden im August 2021 die Deutschen AK18-Meisterschaften ausgetragen. Foto: Gerhard Müller

Kitzeberg: Tradition in der Kieler Bucht

Bleiben wir bei Prinz Heinrich von Preußen, und dieses Mal stimmt die Geschichte. Am 22. März 1902 gehörte der Bruder von Kaiser Wilhelm zu den Gründungsmitgliedern des GC Kitzeberg. Kitzeberg, am östlichen Ausgang der Kieler Bucht gelegen, ist der älteste von Deutschen gegründete Golf-Club in Deutschland. Zur Gründungsversammlung erschienen Barone, Hofmarschalle, Großadmirale und Senatoren. Das nötigen Kapital für den Bau eines 9-Loch-Platzes war kein Problem. Die ersten beiden Bahnen entsprechen noch dem ursprünglichen Verlauf.

Pünktlich zum 100. Geburtstag wurde der Platz 2002 auf 18 Bahnen erweitert. Pluspunkt ist auch die Nähe zur Landeshauptstadt. Kiel, 1936 und 1972 Olympia-Gastgeber der Segler, hat an Lebensqualität gewonnen und dies nicht nur während der Kieler Woche, dem größten Volksfest im Norden.

Im Osten was Neues

Durch die Holsteinische Schweiz mit dem sehr langen und anspruchsvollen Platz Waldshagen bei Plön (Bahn 5 misst 631 m) geht die Reise weiter an die Ostküste. Rund um Lübeck, das allein schon einen Besuch wert ist, gibt es eine Handvoll Plätze, für die dasselbe gilt. Der Lübeck-Travemünder Golf-Klub – man achte auf das „K“ im Vereinsnamen, hat gerade seinen 100. Geburtstag gefeiert. Auch hier spürt man die Tradition, die Fairways und Grüns sind erstklassig, der Kurs absolut empfehlenswert.

Bei Timmendorfer Strand gibt es mit dem Maritim Golfpark Ostsee ein weiteres interessantes Resort. Es gehört der Maritim-Gruppe, die im nahen Umkreis drei Hotels betreibt. Auf der 27-Loch-Anlage kommt reichlich Wasser ins Spiel. „Unser Platz ist für jeden Golfer anspruchsvoll und fair, und wir haben es gerne, wenn es locker und entspannt zugeht,“ sagt Dirk Holdorf, bis 2020 der Club-Manager.

27 Löcher bietet der Golfclub Lübeck-Travemünde und immer wieder Ausblicke auf die nahe Ostsee. Foto: Travemünde

Über dem Clubhaus gibt es vier Appartements, die sich auch wegen ihres Preises großer Beliebtheit erfreuen. Lange schlafen, kurze Wege – so lautet das Motto. „Unsere Übernachtungsgäste schätzen es, nach der Runde im Club-Restaurant gemütlich den Tag mit Essen und Getränken ausklingen lassen zu können“, sagt Holdorf, dessen Vater Willi 1964 in Tokio Olympia-Gold im Zehnkampf gewann.
Jochen Stop, Direktor des Maritim Seehotels in Timmendorfer Strand, das Golfer mit einer 50-prozentige Greenfee-Ermäßigung erfreut, beobachtet den Markt schon lange. Der Handicap-16-Spieler hat festgestellt: „Golf ist für den Tourismus in Schleswig-Holstein ein bedeutender Aspekt und gut kombinierbar mit Kultur wie dem Schleswig-Holstein-Musik-Festival.“

Fehmarn: Wohnen am Golfplatz

So ziemlich am nordöstlichsten Zipfel von Schleswig-Holstein, am Ende unserer Golfreise, wartet mit dem GC Fehmarn nochmals ein echter Höhepunkt: hügelig und abwechslungsreich. Die Bahnen 2, 3 und 4 vermitteln Spielern an sonnigen Tagen fast schon Mallorca-Feeling, wenn über die in Rufweite liegende tiefblaue Ostsee Segelboote mit ihren weißen Segeln ziehen. Der Golfpark Fehmarn wirbt nicht nur mit günstigen Fernmitgliedschaften, sondern auch mit günstigen Pauschalen in Appartements direkt am Platz.

Last modified: 9. Juni 2022

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