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In Corona-Zeiten siegt oft der „innere Schweinehund“

8. Dezember 2021

Studien bestätigen: Aktuell treiben die meisten weniger oder kaum Sport

HAMBURG Fast ein Drittel der 27- bis 39-Jährigen treibt, bedingt durch die Corona-Pandemie, keinen Sport mehr. Knapp 2000 Menschen wurden in einer unabhängigen Studie befragt und das Ergebnis ist deutlich: Die Pandemie macht die Gesellschaft bewegungsärmer. Was bedeutet die fehlende Fitness für unsere Verletzungsanfälligkeit, für Reha-Programme und welche vorbeugenden Maßnahmen können Sportlerinnen und Sportler ergreifen?

Von Jonas Conrad und Sebastian Conrad

Dr. Martin Alkass ist Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Arzt für Arbeitsmedizin in Poppenbüttel. Viele Ergebnisse aus der Statista-Studie kann er aus seinem Praxisalltag bestätigen. Zusätzlich sei auffällig: „Ich beobachte, dass Patientinnen und Patienten, die nach einer Coronapause wieder angefangen haben, intensiv Sport zu treiben, häufiger verletzt sind. Sie knicken öfter um oder ziehen sich schneller Muskelverletzungen zu“, berichtet Alkass, selbst leidenschaftlicher Tischtennisspieler.

Sportwissenschaftler der Universität Gießen haben ähnliche Erkenntnisse gesammelt. Sie betonen in ihren Studien und Befragungen, dass die Gruppe der über 30-Jährigen von der Bewegungsarmut besonders betroffen sei. Von 1000 Befragten bestätigten 31 Prozent, dass sie durch Corona-Einschränkungen weniger oder gar keinen Sport getrieben haben. Hinzu käme außerdem eine steigende Fettleibigkeit: Von 1000 Befragten gaben 48 Prozent der zwischen 30- und 48-Jährigen an, dass sie während der Corona-Pandemie zugenommen und sich weniger bewegt haben. „Diese Erkenntnisse stehen auch in einem direkten Zusammenhang damit, dass weniger Sport zusätzlich zu schlechterer Stimmung führt”, beschreibt der Sportsoziologe Professor Michael Mutz die Situation. Er rät deshalb, man solle seinen gewohnten Sport auch jetzt unbedingt weiter ausüben. So wirke man negativen Emotionen und Depressionen entgegen.

Bewegung tut in jedem Alter gut. Dranbleiben lohnt sich – gerade in diesen Zeiten. Foto: adobestock

Es fehlen Termine mit anderen Sportlern

Claudia Conze, Pressesprecherin des Walddörfer SV (WSV) und Physiotherapeutin, stimmt den Ausführungen von Mutz zu und nennt mögliche Gründe für die Reduzierung an Bewegung: „Viele Sportlerinnen und Sportler haben es während der Lockdowns einfach nicht hinbekommen, ihren eigenen Schweinehund zu überwinden. Es fehlte oftmals an festen Terminen und Gruppen, die einen zum Sporttreiben motivieren“, so Conze. Hier eine App und da noch eine Pulsuhr würden den wenigsten helfen, wenn der innere Antrieb fehle. Mittlerweile gebe es allerdings auch gegenläufige Trends: „Beispielsweise erlebt der Reha-Sport derzeit einen großen Zulauf. Teilweise mit ärztlicher Verordnung.” Derzeit seien rund 350 Mitglieder im Orthopädie-Sport des WSV aktiv.

Doch wie kann man in den „dunklen“ Monaten dem zunehmenden Bewegungsmangel entgegenwirken? „Ich empfehle viel Spazierengehen. Joggen geht auch immer. Generell ist zu sagen, dass man sich besser regelmäßig zwei- bis dreimal in der Woche bewegt, als sich nur ab und zu voll auszupowern“, sagt Alkass. Conze ergänzt: „Ich gehe ebenfalls viel Spazieren. Vor dem Joggen drücke ich mich allerdings etwas. Dafür schwimme ich regelmäßig, was ebenfalls super fit hält. Ähnliches gilt für Yoga und Pilates.“ So kommen beide zu folgendem Fazit und Appell: „Schuhe schnüren, den Schweinehund überwinden und wieder so fit wie vor dem Lockdown werden!”

Last modified: 8. Dezember 2021

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