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Die Bestattungskultur ist im Wandel

28. Oktober 2021

Beisetzungen im Friedwald und QR-Codes auf Grabsteinen – vieles ist heute als letzte Ruhestätte denkbar

ALSTERTAL/WALDDÖRFER Auch die Bestattungskultur geht mit der Zeit. Das, was vor 30 Jahren noch undenkbar schien, gehört heute ganz selbstverständlich zur Bestattungskultur: Die Beisetzung in einem Friedwald beispielsweise, Seebestattungen oder QR-Codes auf Grabsteinen. Immer geht es darum, dem oder der Verstorbenen gerecht zu werden und einen würdigen Abschied zu gestalten.

Früher war die Erdbestattung quasi alternativlos. Die meisten Menschen fanden auf diese Weise ihre letzte Ruhestätte. Heutzutage gibt es weit mehr Möglichkeiten. Maren Mardt von Bestattungen Eggers aus Poppenbüttel empfiehlt, sich schon zu Lebzeiten darüber Gedanken zu machen, wie man später beerdigt werden möchte. Denn Beerdigungen können sehr individuell gestaltet werden und die Persönlichkeit des oder der Verstorbenen auch im Tod noch in Erinnerung gehalten werden.

Auch Frank Reinholdt, von Reinholdt Bestattungen aus Volksdorf, ist sicher: Trauer braucht Räume. Diese können sich in ganz unterschiedlicher Form darstellen. Aber eines ist klar: Verdrängt eine Gesellschaft diese aus ihrer Mitte, setzt sie ihre seelische Gesundheit aufs Spiel.“ Eine persönliche Beerdigung, die dem Verstorbenen gerecht wird, hilft demnach auch den Angehörigen bei der Trauerbewältigung.

Namenstafeln zeigen an, wer in den Baumgräbern beigesetzt ist. Foto: djd/FriedWald

Die Gründe, warum sich Menschen für eine Beisetzung im Friedwald entscheiden, sind vielfältig. Die einen suchen die Nähe zur Natur, andere wünschen sich eine Grabstelle, die für die Angehörigen keine aufwendige Pflege bedeutet. Viele Menschen treffen schon zu Lebzeiten eine Entscheidung für ein Baumgrab. Petra Bach, Unternehmensgründerin von FriedWald, einem Anbieter von Naturbestattungen in Deutschland, weiß aus zahlreichen Gesprächen, warum das so ist: „Menschen, die sich mit diesem zunächst angstbesetzten Thema aktiv auseinandersetzen und in Vorsorge für einen Baum oder Platz im FriedWald entscheiden, empfinden danach Erleichterung. Sie sind froh, alles gut und in ihrem Sinne geregelt zu wissen. Aber das muss nicht für jeden so sein.“

In einem Bestattungswald sind die Gräber schlicht und naturnah. Pflege und Schmuck übernimmt die Natur: Je nach Jahreszeit wachsen Moose, Farne, Wildblumen, auch buntes Laub oder Schnee können das Baumgrab zieren. Andere möchten zwar auf einem klassischen Friedhof beerdigt werden, das aber umweltschonend. Für sie gibt es die Möglichkeit, Särge und Urnen aus umweltfreundlichen Materialien zu wählen Produkte aus regionaler Produktion schonen die Umwelt durch den Wegfall von Transportwegen. Grabsteine oder Bestattungswäsche können von umweltbewussten und fair arbeitenden Herstellern bezogen werden. Des Öfteren sieht man auch Grabsteine mit QR-Codes, die auf die Lebensgeschichte des Verstorbenen im virtuellen Raum verweisen oder Gräber, in denen Mensch und ihr Haustier gemeinsam die letzte Ruhe finden. Bestattungskultur heute heißt auch, die Vielfalt des Lebens, im Tod weiterzuführen.

Last modified: 27. Oktober 2021

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