Im „Haus der Zeit“ werden individuelle Abschiede möglich gemacht
WULFSDORF Auf halbem Weg zwischen Volksdorf und Ahrensburg liegt das „Haus der Zeit“ mit dem Bestattungsunternehmen Bauermann. Eingebettet in das sozial-ökologische Dorfprojekt AlImende-Wulfsdorf finden hier in privater Atmosphäre weltliche oder religiöse Trauerfeiern ganz unterschiedlicher Art statt, betreut und begleitet von Axel Bauermann und seinem Team.
Von Matthias Damm
Axel Bauermann ist Theologe und Diplom-Psychologe und war vor Gründung seines Unternehmens freiberuflicher Trauerredner: „Ich bin dann durch die Hospizarbeit zur Bestattung gekommen. Um meine Ideen im Sinne eines respektvollen Abschiednehmens umsetzen zu können, habe ich mich 2001 mit meinem Bestattungsunternehmen selbständig gemacht und mir 2005 mit dem neu erbauten „Haus der Zeit“ einen Traum erfüllt“, so Axel Bauermann, „An diesem außergewöhnlichen, hellen und freundlichen Ort im Grünen darf jeder ganz in Ruhe herausfinden, was ihm das Loslassen erleichtert.“
Hier gab es schon sehr unterschiedliche Trauerfeiern, viele davon mit der bewussten Botschaft, dass der Tod zum Leben gehört und Trauer nicht die Hauptrolle spielen soll. So geschehen, als ein Dudelsackspieler die Angehörigen mit seinem nicht gerade dezenten Instrument und bei gereichten Häppchen fröhlichen Abschied von der Verstorbenen nehmen ließ.
Jeder trauert anders und so ist es für Axel Bauermann wichtig, in einem Beratungsgespräch achtsam auf die individuellen Wünsche einzugehen und sie, wo immer möglich, zu erfüllen. „Wenn mir nach einem Beratungsgespräch eine Witwe sagt, dass es ihr jetzt viel besser geht als vor unserer Begegnung, freue ich mich besonders“, sagt der Bestatter.
Viel mehr als ein Haus der Trauer
Rund 200 Bestattungen werden pro Jahr vom Bestattungshaus Bauermann durchgeführt, wobei sich ein Trend weg vom Grab mit Grabstein hin zu pflegeleichten Grabstellen wie zum Beispiel Baum- oder Seebestattungen zeigt. Axel Bauermann erfährt aber auch täglich, dass der Wunsch nach einer selbst gestalteten Abschiedsfeier oft im Mittelpunkt steht. Viele Ideen gibt es dazu meist schon von den Angehörigen, weitere ergeben sich im Gespräch: die Abschiedsworte eines Enkels, ein bemalter Sarg, ausgefallener Blumenschmuck, Musik von Klassik bis Rock bis hin zu meditativer Stille – jeder Wunsch wird erfüllt. Fast: „Als ein Trauergast nach der Trauerfeier ein Stück vom Sarg seiner Schwiegermutter absägen wollte, war dann doch ein klares Nein nötig“, so Axel Bauermann.
Ihm ist wichtig, dass sein „Haus der Zeit“ seinem Namen gerecht wird, und neben dem Tod auch das Leben seinen Platz findet. So bietet er in den einladenden Räumen Veranstaltungen an, die zum Geist des Hauses passen: Yoga-Kurse, Ausstellungen und Sterbeseminare gehören ebenso dazu, wie Meditationstage und Hebammen-Kurse. „Der Kreis des Lebens hat bei uns Raum, dafür stehen wir im „Haus der Zeit“ mit einer offenen und zugewandten Bestattungskultur in privater Atmosphäre.“
Last modified: 27. Oktober 2021